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Portraitfoto von Stella Rollig
27.06.2023

Missing Linz 26: Stella Rollig – leben und arbeiten an den Donauufern

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere Museum Wien, hat als Leiterin des Lentos den Kunststandort Linz wesentlich mitgeprägt. Mit uns spricht sie über ihre Liebe zum Donaustrand, was sie vermisst und wie sie Linz als Kunststadt heute sieht.

Sie waren zwölf Jahre lang künstlerische Direktorin des Lentos Kunstmuseums. Gab es davor schon Berührungspunkte mit Linz?

Ab 2002 arbeitete ich als Kuratorin am heutigen Offenen Kulturhaus (OK) Linz, lebte aber noch eine Zeit lang in Wien. Erst zwei Jahre später, als ich künstlerische Direktorin des Lentos Kunstmuseums wurde, zog ich nach Linz. Das Lentos leitete ich dann von 2004 bis 2016, ab 2011 übernahm ich zusätzlich das Nordico Stadtmuseum. Berührungspunkte mit Linz gabs auch schon davor, doch erst mit dem Umzug begann ich Linz besser kennen zu lernen.

Woran denken Sie gerne zurück? Und woran eher nicht?

Ich erinnere mich gerne an das wunderbare Lentos-Gebäude und an mein Büro mit Blick auf die Donau. An meine Mitarbeiter*innen denke ich gerne, an mehr als 120 Ausstellungen mit großartigen Künstler*innen und ans wegbereitende Jahr der Kulturhauptstadt Linz09. Gewohnt habe ich an der linken Donauufer-Seite, in Urfahr. Den Donaustrand und das Schwimmen direkt vor der Haustüre habe ich sehr genossen. Die jährlich wiederkehrende Diskussion über Besuchszahlen von Lentos und Nordico vermisse ich dagegen nicht.

Lentos Kunstmuseum Linz an der Donau.
Ausstellungsraum des Lentos Kunstmuseums.
Nordico Stadtmuseum Linz von außen.

Was hat Sie aus Linz weggeführt?

Ich wurde als Generaldirektorin ans Belvedere in Wien berufen. Diese einzigartige Aufgabe anzunehmen und dafür in meine Geburts- und Heimatstadt zurückzukehren war ein unwiderstehlicher Ruf.

Sie haben den Kunststandort Linz wesentlich mitgeprägt. Wie sehen Sie dessen Entwicklung seither?

Ich muss gestehen, dass ich in erster Linie die Entwicklung von Lentos und Nordico beobachte, die mir natürlich besonders am Herzen liegen. Meine Nachfolgerin Hemma Schmutz macht erstklassige Arbeit, damit habe ich eine Riesenfreude. Und wie Andrea Bina mit ihrer Kuratorin Klaudia Kreslehner das Nordico als lebendiges Stadtmuseum am Puls der Zeit und mit den Communities entwickelt, das ist in Österreich einzigartig. Die Museen, die Kunstuniversität und das Ars Electronica Center, darüber hinaus natürlich das Musiktheater und Festivals wie das Ars Electronica Festival oder das Crossing Europe geben der Stadt ihre kulturelle Strahlkraft.

Das Belvedere feiert heuer sein 300. Jubiläum. Gibt es 2023 programmatische Verbindungen zu Linz?

In der aktuellen Ausstellung des Belvedere 21 „Über das Neue“ erweitern gleich vier Projekträume aus Linz das Spektrum zeitgenössischer Ansätze, Strategien und Diskurse: Memphis, Edition Doppelpunkt, EFES42 und bb15. Generell stehen das Belvedere und die Museen der Stadt Linz kontinuierlich im Austausch. Oft unterstützen wir einander mit Leihgaben, so trägt etwa das Belvedere zur Ausstellung im Lentos über Cornelia Gurlitt und Anton Kolig mehrere Kunstwerke bei.

300. Jubiläum des Belvederes in Wien.
Ausstellung des Belvedere 21 „Über das Neue“.

Was sind Anlässe, um nach Linz zu kommen? Was zieht Sie in die Stadt?

Ich komme sehr gerne zu Eröffnungen oder Veranstaltungen ins Lentos: Die Feier zum 20 Jahre-Jubiläum war natürlich Pflicht! Eine besondere Ehre war es, im Herbst 2022 an der Kunstuniversität eine Laudatio für VALIE EXPORT halten zu dürfen.

Gibt es etwas in oder an Linz, nach dem Sie sich hie und da sehnen?

Die Kunstwerke in der Sammlung des Lentos und meine ehemaligen Mitarbeiter*innen. Außerdem fehlen mir manchmal die kurzen Wege. Und ich vermisse die Nähe zur Natur, vor allem die Donau.

Was waren oder sind Ihre Lieblingsplätze in Linz?

Mein absoluter Lieblingsort ist der Donaustrand in Urfahr. Überhaupt mag ich die Donau, die Promenade und den Treppelweg zu allen Jahreszeiten. Ich erinnere mich auch gerne an Spaziergänge zum Winterhafen, am Pleschinger See oder auf den Pöstlingberg. Mit Freund*innen war ich oft auf der Lentos-Terrasse oder in einem der Lokale auf dem OK-Platz.

„Typisch Linz“ ist für Sie …

Die Verbindung von Urbanität und Natur, die eine große Lebensqualität bedeutet. Eine gewisse Rauheit. Das Schöne und das Hässliche liegen in Linz nahe beieinander. Ich mag das sehr.

Portrait von Stella Rollig.

Stella Rollig (*1960 in Wien) war von 2004 bis 2016 künstlerische Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz und seit 2011 zusätzlich des Stadtmuseum Nordico. Seit 2017 ist sie Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien. Sie ist unter anderem Trägerin des Großen Ehrenzeichen der Stadt Linz für ihre Verdienste im Bereich Kultur.


Ein Gastbeitrag von "jungskommunikation".

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