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14.05.2024

Missing Linz 36: Strudel, Knödel und Co.: Astrid Lamarche bringt österreichische Küche nach San Diego

Vom kalifornischen San Diego aus begeistert Astrid Lamarche auf Instagram mit österreichischer Back-, Koch- und Genusskultur. Im Interview erzählt die gelernte Touristikerin aus Altenberg bei Linz wie es zu ihrem erfolgreichen Insta-Auftritt kam, was sie in den USA vermisst und welche Fixpunkte zum jährlichen Heimatbesuch gehören.

Dein Instagram-Auftritt „Austrian Cravings“ hat über 100.000 Follower. Fast täglich begeisterst du mit Videos und Bildern von österreichischen Köstlichkeiten. Der Strudel hat es deinen Fans besonders angetan. Wie kam es zum Instagram-Auftritt?

Da muss ich ausholen. Vor rund zehn Jahren bin ich wegen meines Mannes in die USA gezogen. Nach einer gewissen Zeit vermisste ich das Essen von zu Hause und begann, selbst die Gerichte zu backen, die mir gefehlt haben. Einiges davon habe ich auch immer wieder zu bestimmten Anlässen verschenkt. In Amerika gibt es außerdem eine starke Tradition, Lehrerinnen und Lehrern kleine Aufmerksamkeiten mitzubringen. So zog das immer größere Kreise und es kam öfter die Frage auf, ob ich die Produkte nicht verkaufen möchte. Ich holte mir deshalb die Lizenz, mit der man zu Hause Gebackenes verkaufen darf, die „Cottage Food Operation“. Meine Kundinnen fragten ständig nach meinem Instagram-Account – weil ‚den braucht man ja!‘. Es begann mit ein paar Fotos von Briochezopf, Krustenbrot, etc. Irgendwann kam der Strudel und erwies sich als sehr beliebt. Über den vergangenen Sommer ist das Ganze plötzlich sehr gewachsen – und jetzt betreibe ich den Account als sehr zeitintensives Hobby.

Woher kommt deine Backleidenschaft?

Meine Eltern hatten eine Bäckerei mit Kaffeehaus und kleinem Lebensmittelgeschäft in Altenberg bei Linz. Ich fand das als Kind nicht immer so cool. Natürlich war es toll, immer frische Weckerl zu haben, aber ich musste oft mithelfen. Mein Interesse, selbst zu backen war beschränkt auf Dinge, die mir als Kind Spaß machten – wie beispielsweise Guglhupf. Danach ist es komplett abgeflaut. Man muss wohl ungefähr 30 Jahre alt werden und eine Familie gründen, um draufzukommen, was man alles selbst machen könnte. Bei mir war es zumindest so. Ich begann, die Kuchen, Brote und Gerichte, die ich schon als Kind kannte, nachzubacken und nachzukochen. Dabei versuchte ich mich daran zu erinnern, wie es die Omas gemacht hatten. Jede Oma hatte ihre eigene Art Strudel zu machen. Und es war egal, wenn Löcher im Teig waren. In den Strudel kam rein, was grad da war – das ist bei mir auch heute noch so. Wobei es mit Zutaten wie Topfen oder auch Mohn, Powidl oder Ribiselmarmelade für andere typisch österreichische Mehlspeisen in den USA nicht ganz einfach ist. Manches bekommt man nur schwer oder sehr teuer, vieles bringe ich deshalb selbst von den jährlichen Heimatbesuchen mit.

Welche Kindheitserinnerungen hast du an Linz?

Sehr gute. Nach Linz fuhren wir zum Essen – oder zum Einkaufen. Am Anfang war Pizzaessen das große Highlight, später der Chinese. Als ich in den 80er Jahren in Altenberg aufgewachsen bin, war es hier sehr beschaulich, jeder kannte jeden. In Linz war es da schon aufregender. In der Mozartstraße ging meine Mutter für Mode gerne zum Schöps, weiter vorne war der Landa. In Urfahr waren wir oft beim Haberkorn, da gab es einmal alles. In guter Erinnerung hab ich auch die Spielzeuggeschäfte Beyerl und Zechel. Und natürlich das OÖ Heimatwerk: Hier kaufte ich meine ersten Dirndln für die Praktika in der Tourismusschule. Da geh ich auch heute noch gerne hin.

Wie hast du Linz in deiner Jugend erlebt?

Das Fortgehen in der Altstadt war der Wahnsinn! Die Kartause war spitze, da konnte man super Kakao trinken. Legendär waren auch das Absolut oder der Blauzonekeller und das Ostbahn. Ins Vanilli gingen wir, wenn sonst alles zu hatte. Da waren schon meine Eltern vor langer Zeit. Einen Lieblingsplatz hatten wir Jugendlichen auch an der Donaulände: Da wo jetzt das Lentos steht, war früher die Tanzschule Jakob. Wenn’s geregnet hat, konnte man sich unters Jakob setzen, das hatte diesen Vorbau über den Abhang zur Donau hin. Ja, das sind gute Erinnerungen.

Wenn du heute in Linz bist: wohin zieht es dich?

Ich hab ein Ritual, wenn ich in Österreich angekommen bin: Ich nehme mir einen Vormittag, fahr in die Mozart-Tiefgarage, geh zum Brandl und kauf mir einen Briocheknopf. Danach klappere ich alle Bäckereien an der Landstraße ab und kaufe mir überall was. Ich koste mich durch. Die Möglichkeit, zu Fuß herumzugehen und an jeder Ecke frisches Brot kaufen zu können, das gut schmeckt, ist purer Luxus – den es in Amerika so nicht gibt!

Wo bist du mit deiner Familie unterwegs?

Wir besuchen jedes Jahr das Ars Electronica Center. Zu Mittag spazieren wir zum Biergartl an der Donau – dort gibt’s herrliche Käsekrainer und man kann sehr schön draußen sitzen. Mein Mann will jedes Mal einen Kebap am Hauptplatz essen. Für Leberkäse konnte ich ihn bisher leider nicht begeistern. Und auch Käsekrainer findet er komisch – geschmolzener Käse in einer Wurst, das versteht er nicht.

Zwergerl schnäuzen am Pöstlingberg ist auch ein Fixpunkt. Die Kinder lieben das! Und jetzt kann man so super mit der Pöstlingbergbahn rauffahren! Diesen Sommer möchte ich wieder eine Schifffahrt machen. Gerne spazieren wir auch an der Donaulände entlang, es gibt nichts Besseres! Und das macht Linz auch aus: Es ist so überschaubar, man kann alles zu Fuß erledigen oder hüpft schnell in die Straßenbahn. Das vermisse ich in Amerika. Hier hat jeder ein Auto und man braucht es für so gut wie alle Wege. In Linz oder Österreich kann man so viel mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen, das ist ein großer Vorteil!

Wenn du das Linz deiner Jugend mit heute vergleichst – welche Veränderungen fallen sofort auf?

Es gibt heute viel mehr Angebote. Die Kulturhauptstadt hat Linz extrem gepusht. Plötzlich gab es mehr Lokale und mehr Angebote im Bereich Kultur. Früher war es abseits der Altstadt immer noch etwas verschlafen, beschaulich. Als Teenager vermisste ich große Konzerte in Linz. Ein absolutes Highlight war, als Bad Religion im Posthof spielten. Da war ich 15 und meine Mama ließ mich gemeinsam mit meinem jüngeren Bruder hingehen. Das war eine Sensation, dass so eine Band nach Linz kommt. Heute tut sich viel mehr, mit Festivals wie Lido Sounds oder was sonst noch stattfindet.

Typisch Linz ist für dich…?

Wenn ich über die Autobahnbrücke über die Donau fahr und alles vor mir hab: Der Blick auf die Skyline von Linz, der Pöstlingberg. Da geht mir das Herz auf, das sind Momente, in denen die Heimatgefühle ganz groß werden.

Astrid Lamarche ist in Altenberg bei Linz aufgewachsen. Nach der Unterstufe im Gymnasium Auhof besuchte sie die Tourismusschule in Bad Leonfelden. Es folgte ein Au-Pair-Jahr in Frankreich und Studien in den Niederlanden und an der FH Krems. Nach weiteren Stationen im Ausland sowie in Wien (u. a. bei Wien Tourismus) zog sie 2014 in die USA. Sie lebt mit ihrer Familie in San Diego, Kalifornien und betreibt erfolgreich den Koch- und Back-Account „Austrian Cravings“ auf Instagram.

Ein Gastbeitrag von "jungskommunikation".

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