VISIT LINZ
28.12.2020

Missing Linz 2: Salsa Queen im Priesterseminar

Dass die Grafikerin Martina Kogler während des Studiums in Linz die grünen Seiten der Stadt erkundete, verwundert bei einer Südsteirerin nicht. Schon eher die allwöchentliche „Salsa Night“ oder das Zimmer in der katholischen Priesternachwuchsschmiede – samt erschwertem Besuchsmanagement.

Martina, warum hast du als Steirerin Linz als Studienort gewählt?

Ganz ehrlich, ich bin recht zufällig in Linz gelandet. Nicht die Stadt habe ich mir ausgesucht, sondern das zweijährige Kolleg an der HTL für Bau und Design. Das hat einen guten Ruf. Die Angewandte in Wien hat mir zuvor eine Absage erteilt. Damals, 2010 gab es noch den Direktzug von Graz nach Linz. Leider wurde er nach drei Monaten eingestellt, und ich brauchte ab dann für die Anreise dreieinhalb bis vier Stunden. Dafür war der Weg von Linz zu meinem Freund in Wien ein kurzer.

Es klingt, als wärst du viel gependelt. Was ist dir aus der Zeit in Linz in Erinnerung geblieben?

Besonders erinnere ich mich an die Donau. Manchmal fühlte ich mich in Linz wie am Meer. Als ich mit einer Freundin erstmals entlang der Donaulände stadtauswärts spazierte, traute ich meinen Augen nicht. Nach den Stränden und Grillplätzen tat sich ein riesiger Industriehafen auf. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es in Österreich so einen imposanten Hafen gibt. Aber auch in Urfahr, auf der anderen Flussseite, sind wir oft entlang der Donau spaziert oder zum Pleschinger See geradelt. Der ist toll zum Baden im Sommer.

In welchen Ecken von Linz hast du am meisten Zeit verbracht? Wo hast du gewohnt?

Ich bin in den zwei Jahren drei Mal umgezogen. Sehr schön fand ich es an der Promenade zwischen Taubenmarkt und Landestheater. Wie oft ich dort wohl die Stufen auf den Schlossberg hinaufgestiegen bin? Auf den Bänken kann man gut Kunstgeschichte lernen – oder sich im Blick auf die Stadt und das Wasser verlieren.
Dass ich im zweiten Studienjahr in einem Zimmer des bischöflichen Priesterseminars der Diözese Linz landete, sorgte für einige Lacher im Freundeskreis. Die Nachtruhe war nicht das Problem, eher Besuch in die „heiligen Mauern“ zu schmuggeln. Scherz beiseite. Das Gebäude hat mich fasziniert. Es liegt gleich zentral hinter dem OÖ Kulturquartier, wo der Höhenrausch stattfindet, und ist umgeben von hohen Mauern. Schreitet man durch das Tor, taucht man unmittelbar in einen wunderschönen grünen Innenhof ein.
 

Welche Orte oder Lokale hast du besucht, wenn du dich nicht gerade mit Natur umgeben hast?

Ich war selbstverständlich auch gerne aus. Zum Beispiels im Bugs am Hauptplatz, im Roten Krebs an der Donau (heute: Salonschiff Fräulein Florentine) oder im Cafe Strom gleich neben dem Ars Electronica Center. Und mittwochs ging ich oft in die Remembar. Das Lokal passt zwar nicht ganz zu mir, aber die „Salsa Night“ hat es mir angetan. Viele Tänzer kommen ohne Begleitung und sehen den Abend als Sport. Es entsteht eine lustige Mischung aus Highheels und Turnschuhen. Als Mädchen findet man schnell einen Tanzpartner, der bereit ist, einem geduldig die Schritte beizubringen. Das Tanzen hat echt Spaß gemacht – die erlernten Figuren konnte ich später dann auf meiner Reise nach Nicaragua gut brauchen.

Welches Bild haben Nicht-Linzer von der Stadt? Was kennen Sie, was nicht?

Ich glaube, die Leute kennen das Ars Electronica, das Lentos und wissen, dass es eine lebendige Kunst- und Kulturszene gibt. Als ich nach Linz kam, war ich erstaunt, wie groß das Angebot ist. Besonders die vielen kleinen Konzerte haben mir getaugt.
Doch Linz wird teileweise noch immer als Industriestadt abgestempelt. Dass die Gegend rund um die voestalpine nicht besonders viel Charme hat, stimmt natürlich. Aber in der Altstadt und den restlichen Teilen von Linz bekommt man davon nichts mit.
 

Typisch Linz ist für dich ...?

Ganz klar, die Donau. Ein derart großer Fluss mitten in der Stadt, dessen Überquerung eine gefühlte Ewigkeit dauert, bleibt mir als Südsteirerin mit kaum nennenswerten Gewässern für immer in Erinnerung.

Portrait Martina Kogler

Martina Kogler (*1990) besuchte von 2010 bis 2012 das Kolleg für Grafik und Kommunikationsdesign an der HTL1 Bau und Design Linz. Nach ihrem Abschluss ging sie zurück in die Steiermark, wo sie zunächst als Grafik-Designerin bei den Agenturen EN GARDE und moodley brand identity in Graz tätig war. Nun führt sie ihr eigenes Grafik-Büro in der Südsteiermark (www.martinakogler.com). 

 

Ein Blogbeitrag von "jungs kommunikation"

Titelbild: ©Benjamin Oberneder

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