Thomas, Instagram zeigt mir deine zahlreichen Tattoos, aber auch, dass du einen sehr wandelbaren Look hast. War das auch in deiner Jugend so?
Ja, klar. Wie alle war auch ich auf der Suche nach meiner Identität. In meinem Fall fiel diese Suche vielleicht besonders bunt aus. Wir stöberten gerne im Vintage Laden „Moschi“ und freuten uns über die Schätze, die für andere Müll waren. Die Besitzerin mochte es total gerne, wenn wir verrückten Leute auftauchten. Einmal mit grünen Haaren, dann mit violetten oder Dreads. Auch der Flohmarkt am Hauptplatz war für uns wie eine schillernde Fundgrube.
Du bist in eine Grafik-HTL gegangen. Wie hat dich das auf den Weg zum Modedesigner gebracht?
An der HTL für Grafik- und Kommunikationsdesgin war ich umgeben von kreativen Leuten. Meine Schwerpunkte waren Textildruck und Werbepsychologie. Außerdem hatte ich enge Freunde an der Modeschule. Und dann gab es da noch die Nähmaschinen meiner Mama, die ich schon früh intensiv für eigene Kreationen nutzte. Eine Plüschtasche hat übrigens eine der Nähmaschinen auf dem Gewissen.
Aber ich wollte mir auch neue Sachen leisten können. Mode war mir schon immer wichtig. Doch das Geld dafür fehlte oft. Deshalb habe ich nebenher in einer Boutique gearbeitet und abends in einer Tequila Bar. Und wenn ich das Geld nicht für Klamotten brauchte, dann fürs Ausgehen oder die Danube Raves. Auf den legendären Partys im Posthof spielten DJs und Bands auf vier Floors und wir tanzten die ganze Nacht zu elektronischer Musik.
Heute bist du Leiter des Couture-Ateliers bei Lena Hoschek. Was ist dazwischen passiert? Wann bist du aus Linz weg?
Gleich nach der Schule. Ich bin mit meinem Freund nach London gezogen, um dort eine Re-Use-Modekollektion aus alten Jeans und anderen Stoffen zu machen. Da waren wir unserer Zeit ein bisschen voraus. Aber wir haben tatsächlich das eine oder andere Teil verkauft. Dann musste ich wegen des Zivildiensts zurück nach Oberösterreich. Eigentlich wollte ich danach gleich weiter nach Mailand, wo mein damaliger Freund schon war. Doch ein verlockendes Angebot vom Modehaus Liska hielt mich davon ab. Und der nächste große Schritt war dann 2013 zu Lena Hoschek, wo ich jetzt als Head of Couture Atelier für Maßanfertigungen sowie Schnitt- und Designentwicklungen zuständig bin.
Was zieht dich nach Linz zurück? Zu welchen Anlässen besuchst du die Heimat?
Maximal sieben oder acht Mal im Jahr bin ich in Linz. Eigentlich immer, um meine Eltern zu besuchen. Sie sind in Urfahr zu Hause und der Spaziergang an der Donau gehört fix zum Linz-Programm. So wie die Linzer Torte in der Konditorei Jindrak. Hin und wieder gehe ich auch ins Lentos, das ich wirklich großartig finde, oder schlendere an den Shops der ehemaligen Arkade (Anm.: heute Linzerie) vorbei. Die neuen Lokale kenne ich nicht mehr – es hat sich so viel getan.
Am allerliebsten mag ich allerdings die Tage rund um Weihnachten. Da treffen sich die Heimkehrer. Mittlerweile sind viele meiner Freunde irgendwo auf der Welt verteilt.
Und was macht dich sehnsüchtig?
Eine Linz-Fahrt ist für mich wie ein Ausflug aufs Land. Alles ist zu Fuß machbar und das Grün so nah. Ich liebe es, in den nahe gelegenen Seen zu baden. Am Pleschinger See beispielsweise war ich schon in meiner Jugend gerne. Das vermisse ich in Wien. Dennoch brauche und genieße ich den Trubel der Großstadt.
Was ist typisch Linz für dich?
Die Linzer Torte. Wenn ich jemand was mitbringen möchte, dann ist sie das Ding!
Thomas Kirchgrabner wurde 1982 in Linz geboren und blieb bis zu seinem Abschluss in der HTL für Grafik- und Kommunikationsdesign in der Stadt. Nach einem Zwischenstopp in London absolvierte er das Modekolleg Herbststraße in Wien, arbeitete dort laufend für den Lifeball und begann 2003 im Pelz- und Modehaus Liska als Designer zu arbeiten. Seit 2013 gehört er dem Team von Lena Hoschek an, wo er das Couture Atelier in Wien leitet.
Ein Gastbeitrag von "jungskommunikation".
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