VISIT LINZ
Austrofred vor der Kulisse von Linz.
19.10.2023

Missing Linz 29: Franz Adrian Wenzl und der Sound von Linz

„Wir passten nicht dazu“, sagt Franz Adrian Wenzl. „Unsere Musik entsprach nicht dem punkigen oder Elektro-lastigen Linz-Sound der 1990er- und 2000er-Jahre.“ Trotzdem hat das mit der Musik für Franz in Linz angefangen. Mit „Kreisky“ und als „Austrofred“ ist er bis heute erfolgreich. „VÖEST“, der Song des Alpenland-Freddie-Mercury taucht auch in der Kampagne „Der Prinz von Linz“ auf.

Franz Adrian Wenzl, du bist in Waldneukirchen nahe Steyr aufgewachsen. Wann bist du nach Linz gezogen?

Als Schüler mit 14 Jahren. Ich bin in die HTL in der Goethestraße gegangen. Hoch- und Tiefbau. Die Wahl des Fachs habe ich total verfehlt. Mit der Bautechnik konnte ich einfach nichts anfangen, für mich waren Baupläne nur verwirrende Striche auf einem Papier. Durchgezogen habe ich es trotzdem. Aber Linz war gut für mich. Ich genoss die Freiheit, unbeobachtet von meinen Verwandten durch die Stadt zu ziehen. Auch die fünf Jahre im „Guten Hirten“ (Anm. Internat) fand ich super.

Womit hast du dir die Zeit vertrieben?

Am Heimweg von der Schule, also von der Goethekreuzung bis hinter den Dom, habe ich gefühlt jeden Tag jeden Plattenladen besucht. Ich war bei Spezialisten wie dem Meki, beim City Disc, beim Virgin, bei der CD-Zentrale oder beim Pirngruber, aber auch der Hartlauer und der ehemalige Niedermeyer hatten Platten. Das kann schon mal dauern, bis man alle durch hat. Ich würde mir wünschen, dass ich etwas von der vielen, vielen Zeit, die ich dort verbracht habe, auf mein Zeitkonto zurückkriegen könnte. Die eine oder andere Platte habe ich mir dann natürlich auch gekauft. Das Geld für die Heimfahrt am Wochenende musste ich mir deshalb öfter von Schulkollegen borgen.

Franz Wenzl und Martin Offenhuber im Jahr 1998.

Woher kommt deine Musikbegeisterung und der Entschluss selbst Musik zu machen?

Mit den Musikläden hat sich für mich in Linz eine neue Welt aufgetan. Der Glanz und Glimmer der Musikwelt stand im Gegensatz zur Heuarbeit zu Hause. Die Möglichkeit des Eskapismus gefiel mir. Prince war mein Held und Queen natürlich auch. Außerdem war es cool, Musik selbst zu machen. Mit „Mach ma a Band?“ hat es angefangen. Ich habe mir von meiner Tante ein altes Bontempi Keyboard geholt und mein HTL-Kollege Martin Offenhuber hatte eine gebrauchte Bassgitarre zu Hause. Los ging‘s.
Das ist 30 Jahre her. Martin und ich spielen noch immer gemeinsam bei Kreisky. Vor kurzem haben wir den Soundtrack für eine Tatort-Folge gemacht. Das Eröffnungslied ist die Live-Version eines Songs, der vor zwanzig Jahren beim Herumklimpern im Wohnzimmer entstanden ist. Diese Genese kommt mir selbst zauberhaft vor.

Band Kreisky im Jahr 2021: Helmuth Brossmann, Klaus Mitter, Franz Adrian Wenzl, Martin Offenhuber (v.l.)

Vom Wohnzimmer auf die Bühne und zu Plattenverträgen ist es dann doch noch ein Stück. Wie war das bei euch?

Martins großer Bruder hat beim „Böhmischen Wind“ gespielt, einer Mühlviertel-Legende. Das war unser großes Glück. Wir durften als Vorband auftreten, ob die Leute wollten oder nicht. Gelée Royale nannten wir uns. Allerdings hatten wir unsere Instrumente da erst seit zwei Monaten. Naja. Oft kommt man erst im Laufe der Zeit drauf, wo die eigenen Talente liegen. Bei mir liegen sie beim Texten und vor allem beim Unerschrocken-auf-die Bühne-gehen. Im geschützten Rahmen der Bühne trau ich mich echt viel, im echten Leben bin ich ein Scheißer.
Dass es in Linz für uns – und dann auch Kreisky – nicht wirklich einen Raum gab, war schon ein bisschen schwierig. Wir entsprachen nicht dem Linz-Sound. In der KAPU und in der Stadtwerkstatt war die Musik hart oder melancholisch. Hardcore, Punk und Elektro war in Linz angesagt. Wir waren eher doof und albern.

Trash oder Avantgarde – da war sich die Presse noch uneinig. Wann ist deine Freddie-Mercury-Interpretation „Austrofred“ entstanden?

Erst 2001, als ich schon in Wien war. Doch Austrofreds erster Auftritt war im Kulturzentrum Hof in Linz. Eigentlich war es als Gag gedacht, zu Queen-Liedern im Dialekt zu singen. Doch ich hatte echt Glück, weil Austrofred gleich mal für Locations wie den Schlachthof in Wels oder das Flex gebucht worden ist. Das war ein Wahnsinn!

Austrofred auf der Bühne.
Austrofred singt auf der Bühne.
Austrofred bei Anton Bruckner Büste bei Lied "Vöest".

Austrofred hat mit Kurt Razelli das Lied „VÖEST“ veröffentlicht. Ist es eine Liebeserklärung an Linz und Oberösterreich?

Eine Liebeserklärung, aber weniger im romantischen Sinne. Es ist eher wie eine Elternliebe. Man kann eh nicht aus. Eine unfreiwillige Liebe also, aber deshalb nicht schlecht. Es geht um den Ort, wo man herkommt, wo es sich heimelig anfühlt und wo man die Landschaft gewohnt ist. Und das ist halt bei mir Oberösterreich. Die pathetische Zeile „Verstreuts meine Asche“ hat mir getaugt. Wo, wenn nicht über Oberösterreich?

 

„VÖEST“ kommt in der neuen Linz Kampagne der „Prinz von Linz“ vor. Hast du dich auch schon mal wie ein Prinz in Linz gefühlt?

Ich find es cool, dass wir dabei sind. Wahrscheinlich hab ich mich wie ein Prinz gefühlt, als ich als 14-Jähriger in die HTL gekommen bin und die Freiheit inhaliert habe. Und wenn ich jetzt durch die Straßen spaziere, spüre ich das immer noch ein bisschen.

Wie oft kommst du zurück nach Linz? Und wo gehst du gerne hin?

Ich komme regelmäßig für Auftritte im Stifterhaus, im Posthof, der Stadtwerkstatt oder in der KAPU nach Linz. Oder um Freunde zu besuchen. Dann esse ich im Gasthaus „Alte Welt“ ein Schnitzel, kaufe mir Bücher beim „ALEX“ oder sitze lang im Café Traxlmayr. Da kommt der Halb-Wiener bei mir durch. Auch das Salonschiff Fräulein Florentine ist ein wirklich netter Ort. Außerdem nehme ich mir jedes Jahr vor, mit meinen Kindern zur Ars Electronica zu gehen. Da sind so viele zukunftsfreudige Menschen in der Stadt. Und das Musiktheater finde ich großartig. Tolles Programm für eine Provinzbühne!

Was ist typisch Linz für dich?

Für mich die Bosna. Als Jugendlicher habe ich so viele beim Standl am Schillerplatz gegessen. Und auch heute freu ich mich noch, wenn ich eine erwische.

Austrofred mit Zigarette im Mund.

Franz Adrian Wenzl (geb. 1976) ist in Waldneukirchen aufgewachsen und hat von 1990 bis 1995 die HTL für Hoch- und Tiefbau in Linz besucht. Doch seine Leidenschaft galt der Musik. Noch während der Schulzeit gründete er mit Martin Offenhuber die Band Gelée Royale, später wurde daraus „Kreisky“. Seit 2001 tourt Franz Adrian Wenzl auch als „Austrofred“ durch die Lande. Heute lebt er in München und Wien.


Ein Gastbeitrag von "jungskommunikation".

Teilen:

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Blogheim.at Logo