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Helga Traxler in Brooklyn
07.01.2022

Missing Linz 13: Helga Traxler - Ein Sommer wie damals

Kehrt Helga Traxler nach Linz zurück, dann soll es warm sein. Die hoch stehende Sonne beleuchtet die schönsten Seiten der Stadt und sorgt bis spätnachts für Leben in den Straßen. So wie die Fotografin das aus New York gewohnt ist. Im Interview erzählt Helga, wo sie ihre lauen Sommerabende in Linz verbringt und warum das immer wie damals ist.

Helga, du lebst in New York und fotografierst für Modelabels wie Chanel, Zeitschriften wie das New York Magazin oder Institutionen wie das New Museum. Was hat dich dort hingeführt und was hat das mit Linz zu tun?

Ich bin gebürtige Oberösterreicherin und studierte an der Kunstuni in Linz Grafikdesign und Fotografie sowie visuelle Kommunikation. Damals noch in Urfahr, lange bevor die Uni in das schicke Gebäude am Hauptplatz übersiedelte. Als mich nach dem Abschluss weder eine Wohnung noch eine Beziehung in Linz hielten, ging ich nach New York. I had a dream – und dank zweier Sommerjobs auch ein paar Kontakte. Wer hätte gedacht, dass ich nach fast zehn Jahren immer noch hier bin? 

Fashion Shoot BTS in Los Angeles

Hattest du während deiner Zeit in Linz auch ein Augenmerk auf Modefotografie? Und wie geht’s der Branche heute in Zeiten der Pandemie?

Nein, ich habe mich in New York einfach treiben lassen. Das eine führt zum anderen – wie das in dieser Stadt halt oft so ist. Und ich hatte Glück. Oft fotografierte ich Behind-The-Scenes bei großen Fashion Shows oder reiste zu tollen Locations und lernte dort auch schon meine nächsten Clients kennen. Die Pandemie bringt aber große Veränderungen in der Szene. Die Menschen konsumieren bewusster und hinterfragen die Produkte auch hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit, und das finde ich gut. Weil‘s kaum noch Shows gab, musste ich mich auch nach anderen Jobs umschauen. Ich bin gar nicht so unglücklich darüber. Auch ich halte mir den Klimawandel vor Augen. Schließlich habe ich einen kleinen Sohn.

Helga Traxler beim Arbeiten

Was bekommst du modetechnisch aus Linz mit?

Es gibt ein paar tolle Shops mit nachhaltiger Mode in Linz wie beispielsweise Kleider machen Leute und A/T Store. Sie sind Vorreiter, haben lange durchgehalten und hoffentlich nun auch den entsprechenden Erfolg.

Shooting für Kleider machen Leute
Shooting für Kleider machen Leute
Shooting für Kleider machen Leute

Wie war deine Studienzeit? Was verbindest du mit Linz?

Eine der besten Wochen im Jahr war, wenn das Crossing Europe stattfand. Pures Frühlingserwachen! Das Filmfestival war meist im April und verabschiedete den grauen Winter. Plötzlich machten alle Party, Menschen aus allerlei Länder füllten die Straßen und ein internationales Flair kam auf. Leider schaffe ich es beruflich kaum noch zum Crossing Europe – ich komme meistens im Sommer nach Linz. Den mag ich eigentlich am liebsten. Schon damals saßen wir beim Goldenen Container am OK Platz, auf den Stufen des Ars Electronica Centers oder bei der Stadtwerkstatt nebenan. Und wenn ich nach Linz fahre, mache ich immer noch das gleiche und treffe gute alte Freunde, oft auch zufällig. Es ist, als wäre keine Zeit vergangen, aber auf eine gute Art.

Stufen des Ars Electronica Centers
Hauptplatz Linz im Sommer 2016

Gibt es Gewohnheiten, die sich bei deinen Linz-Besuchen wiederholen?

Ja, ich gehe zu Die Wirtsleut und esse dort Leinölerdäpfel. Auch wie damals. Und mein Mühlviertler Ursprung mit der Leidenschaft für richtig gute Erdäpfel lässt sich halt nicht leugnen. Aber es ist grundsätzlich so, dass ich die einfachen Dinge jetzt, da ich weg bin, besonders zu schätzen gelernt habe.

Angenommen, du planst einen Tag in Linz für Freunde aus New York, wie schaut das Programm aus?

Zuerst schicke ich sie auf den Pfarrplatz, wo sie im Café Gerberei köstlichen Kaffee und Kuchen genießen sollen. Dann geht’s weiter ins Lentos – das finde ich echt toll. Für ein besonderes Essenserlebnis schicke ich die Leute ins muto. Man weiß zwar nicht sofort, was dort auf einen wartet, doch klar ist, dass alle Sinne vom Besuch profitieren. Und am Abend müssen meine Freunde natürlich noch ins Landestheater. Ich würde sie zu den Sachen schicken, die ich auch gerne mache – das hat meist mit Kunst und Kultur zu tun. Oh und danach noch auf einen „Green Destiny“ ins Mezzanin. Das ist mein Lieblingsdrink.

Ausstellungsraum Lentos Kunstmuseum im Sommer 2016

Was kennen die Menschen in New York von Linz?

Wenn ich erzähle, dass ich in Linz studiert habe, sagen alle gleich: „Ah, dort wo das Ars Electronica Festival ist.“ Das ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Was ist für dich „typisch Linz“?

Das neue Video über Linz finde ich großartig, das ist so echt und ehrlich. So ist Linz – mit Ecken und Kanten – und das „Sudern“ trifft die Menschen auch super. Aber für mich persönlich ist typisch Linz, dass man sich – egal wie lange man weg war – willkommen und daheim fühlt. Es ist immer wie damals.

 

Portrait von Helga Traxler

Die Fotografin Helga Traxler wurde 1984 in Freistadt/Oberösterreich geboren. Sie hat an der Kunstuni in Linz Grafikdesign und Fotografie sowie visuelle Kommunikation studiert. Seit 2012 lebt Helga in New York. Dort hat sie sich als Fotografin für Kunden wie New York Times, New York Magazine, Die Zeit und Chanel einen Namen gemacht. Ihre Fotografien bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Mode und Kunst, mit starkem Fokus auf Portrait und Behind the Scenes Auszügen. Helga ist Mutter eines kleinen Sohnes.

www.photosalonhelga.com

Titelbild: ©Helga Traxler

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