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Angelika Niedetzky wurde in Linz geboren.
17.11.2021

Missing Linz 12: Heimspiel in Linz

Die Schauspielerin und Kabarettistin Angelika Niedetzky verbrachte ihre Schulzeit in Linz, zwischen Plesching, Spittelwiese und Pöstlingberg. Wir sprachen mit ihr über ihre sportliche Jugend in der Stadt an der Donau, den Heimvorteil bei oberösterreichischen Kabarettauftritten und ihre liebsten Gassi-Runden in und um Linz.

Angelika, du bist in Linz geboren und aufgewachsen. Wo spielt deine frühe Linz-Biografie?

Ich habe die ersten drei Jahre meines Lebens in Plesching verbracht. Danach zogen wir für einige Jahre nach Griechenland. In der zweiten Klasse Volksschule ging es zurück nach Linz. Nach der Matura führte der Weg nach Wien, wie für so viele. Seither lebe ich dort, bin aber oft daheim in Linz, besuche meine Eltern, meinen Bruder und Neffen oder auch alte Schulfreunde. Ich bin regelmäßig und gern „heroben“.

In welche Lokale zieht es dich, wenn du in Linz bist?

Ein absolutes Stammlokal während meiner Schulzeit und auch danach war das Stieglitz, gleich ums Eck von der Schule. Auch das Exxtrablatt und das Vanilli in der Altstadt hatten Stammbeisl-Status, ebenso wie das Schrebers, das es heute leider nicht mehr gibt. Zum Schuleschwänzen waren wir meistens im Traxlmayr oder im Café Glockenspiel am Hauptplatz, wo ich immer noch gerne hingehe. Komme ich dieser Tage nach Linz, zieht es mich auch oft ins Café im Lentos.

Wie erlebst du das Linzer Kulturangebot?

Ich nutze ehrlich gesagt nur wenige Kulturangebote in Linz. Wenn, dann meist punktuell, weil ein Kollege wo auf der Bühne steht. Das Musiktheater ist für mich ein großes, neues, fulminantes Ding. Mir taugt‘s, architektonisch und auch sonst. Das Theater Phönix war schon vor zwanzig Jahren ein entstaubtes, revolutionäres Theater mit spritzigen, modernen, jungen Inszenierungen, das trifft heute immer noch zu.

Wohin lotst du Besucher, wenn du für sie Reiseführerin in Linz sein darfst?

Tagsüber zeige ich gern die Altstadt her, weil ich sie wirklich schön finde. Aber wie gesagt: tagsüber! Dann geht’s vielleicht rauf zum Schloss, von dort hat man einen wundervollen Blick auf die Donau, und rüber zum Pöstlingberg. Der ist ebenso ein markanter Aussichtspunkt. Beeindruckend finde ich auch den Mariendom. Kaffee oder Cocktail lassen sich im Skygarden auf dem Dach des Passage-Kaufhauses super genießen. Terrassenfeeling, mitten in der Innenstadt.

Gibt es Orte, mit denen du besondere Erinnerungen verbindest?

Da gehört sicher der Pöstlingberg dazu. Mit 15, 16 Jahren fuhr ich viel mit dem Rad. Immer die gleiche Strecke auf den Pöstlingberg, gegen die Stoppuhr. Das war meine persönliche sportliche Challenge. Im Pleschinger See war ich schon mit den Schwimmflügerln unterwegs und spielte dort in der Pubertät Beachvolleyball oder Tischtennis. Aus heutiger Sicht finde ich es doch ziemlich cool, dass wir nicht nur g‘soffen und g‘raucht, sondern uns echt gern bewegt haben. An der Donaulände war ich viel mit den Inlineskates unterwegs, in der Eishalle hab ich zehn Jahre lang sechsmal die Woche ein paar Stunden verbracht. Das war Leistungssport – mit 7 Jahren hab ich begonnen, mit 17 aufgehört.

Eine eher wehmütige Erinnerung habe ich an die Karosseriewerkstatt Papinski. Mit 18 hatte ich dort einen Ferialjob und 14.000 Schilling verdient. Danach fuhr ich nach Wien und bau dort mit dem Auto meiner Mutter einen Auffahrunfall. Der Klassiker halt: zum ersten Mal mit dem Auto in der Großstadt. Die Reparatur kostete genau 14.000 Schilling. Jedes Mal, wenn ich an der Werkstatt in Linz vorbeikomme, muss ich an diese 14.000 Schilling denken, die ich nur drei Tage besessen hatte.

Macht es für dich heute einen Unterschied, ob du in Linz oder anderswo auftrittst?

Ja, weil es wirklich ein Heimspiel ist. Da kommen einerseits viele Leute, die ich sehr gut kenne. Ich hab das Gefühl, dass mich die Oberösterreicher am besten aufnehmen, wohl wegen des Heimvorteils. Das erleben auch andere Kabarettisten so. I red jo a in dem Dialekt auf der Bühne und i glaub, dass die Leut‘ das gern haben.

Wie bist du zum Schauspiel und Kabarett gekommen?

Ich war schon im Gymnasium ein großer Kabarettfan. Kurz nach der Matura war ich bei einem Programm vom Alfred Dorfer und klopfte nach der Vorstellung an seine Garderobentür – total mutig aus heutiger Sicht. Ich durfte ihm ein paar Texte bringen und sein Feedback war toll: Er finde das „outstanding“, dass eine Frau solche Sachen sagt. Es gebe eh so wenige Kabarettistinnen, ich solle unbedingt dranbleiben.

Damit war Schluss mit dem Studium der Ernährungswissenschaften. Ich meldete mich heimlich bei einer Schauspielschule an und erzählte es meinen Eltern erst, als ich dort aufgenommen wurde. Trotzdem: ein Drama. Gottseidank gewannen wir als Gruppe Bakschisch beim Grazer Kleinkunstvogel den Publikumspreis, das beruhigte meine Eltern etwas. Und gleich im ersten Jahr an der Schauspielschule erhielt ich eine Acht-Sätze-Rolle am Burgtheater. Die Eltern platzten vor Stolz. Das Mädel ist an der Burg! Dass ich eine Hure spiel, hab ich ihnen erstmal nicht gesagt.

Was vermisst du, wenn du nicht in Linz bist?

Ich finde, in Linz gibt es ein höheres Maß an Freundlichkeit. Ich mag zwar den Wiener Schmäh, aber das Wiener Granteln brauch ich nicht. In Oberösterreich oder in Linz wirst du in einem Geschäft freundlich begrüßt und angelächelt, man plaudert ein bisschen. Das fehlt mir in Wien.

Du bist erklärter Hundemensch: Wo in Linz bist du gerne mit deinem Hund unterwegs?

Ich mag die Strecke vom Hummelhofwald zum Wasserwald als Lauf- und Spazierrunde. Im Winter wandern wir öfter um den Pleschinger See. Zum Runterkommen gehe ich mit dem Hund am liebsten rauf auf den Pfenningberg. Da bist du mitten in der Stadt ganz auf dem Land und schaust hinunter auf die VOEST. Diese Brüche sind typisch für Linz. Jedes Mal mach ich da oben das gleiche Foto – der Bauernhof und die Wiese im Vordergrund, die Donau und die VOEST im Hintergrund. Und jedes Mal denk ich mir: „Boah, das schaut lässig aus.“

 

Angelika Niedetzky am Pfenningberg.
Angelika Niedetzky nutzt ihre Heimatbesuche gerne für Wanderungen.

Typisch Linz ist für dich …

… ein schöner Mix aus Alt und Neu. Hier die barocke Altstadt, einen Steinwurf weiter die zeitgenössische Architektur des Lentos. Linz ist, zumindest für österreichische Verhältnisse, eine Großstadt, hat aber trotzdem ländlichen Charakter – in einer Viertelstunde ist man draußen im Grünen.

Angelika Niedetzky liebt Hunde.

Angelika Niedetzky wurde 1979 in Linz geboren. Sie besuchte die Wiener Schauspielschule Krauss und steht seit 2001 auf der Theater- und Kabarettbühne sowie vor der Kamera. Sie war u. a. in den ORF-Produktionen „Echt fett“ und „Undercover“, Filmen wie „Antares“, „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ oder im Landkrimi „Grenzland“ sowie in diversen Theaterrollen zu sehen. 2006 bis 2009 war sie fixes Ensemblemitglied des Kabaretts Simpl. 2012 präsentierte sie ihr erstes Kabarettprogramm „Marathon“. Angelika Niedetzky dreht derzeit für den dritten Altaussee-Krimi und tourt mit ihrem vierten Solokabarett „Pathos“ durch Österreich. Am 10. Dezember 2021 gastiert sie mit einem Best Of im Anton Bruckner Centrum in Ansfelden.

Angelika Niedetzky

Ein Blogbeitrag von die jungs kommunikation.

Titelbild: ©Monika Loeff

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