VISIT LINZ
07.08.2019

Revue einer Kulturfolgerin: Adria? Himalaya? Schweden? Im Juli Linz!

Was ist im Sommer so los in Linz? Dominika Meindl erzählt über ihren sommerlichen Juli in der Donaustadt.

Die Präsidentin stromert durch die Stahlstadt

Damen und Herren, geliebte Völker, verehrte Gäste!

Wenn Sie im vergangenen Semester auch nur eine Zeitung in die Hand genommen haben, ist Ihnen der neue Trend „Flugscham“ bestimmt nicht entgangen – ein Top-Export aus Skandinavien, gleich nach Ikea und Aquavit. Sie wissen schon: Flugreisen werden nun aufgrund des Klimawandels mit dem Zusatz-Malus „schlechtes Gewissen“ gebucht. Das ist aus touristischer Sicht gewiss nicht erfreulich, immerhin können und sollen Sie ja mit dem Flugzeug nach Linz kommen! Andererseits sind die meisten von uns hier katholisch erzogen und haben von Kindesbeinen an gelernt, trotz permanten Sündigens fröhlich zu leben (es ist ein wenig so wie beim Volk der Sherpa, das trotz dünner Luft fit und flott bergauf marschiert). Wer aber wirklich nicht mehr fliegen mag oder gar den Linz-Urlaub klimafreundlich anlegen möchte, sei im Folgenden von mir mit lieben Grüßen serviciert.

Wir Eingeborenen müssen nämlich gar nicht weit entfliegen, um etwas Schönes zu erleben. Gerade im Juli bemühen sich die schönsten Ereignisse um unsere Aufmerksamkeit. Das Pflasterspektakel ist vielleicht das würdigste davon – drei Tage lang brodelt es in der Stadt vor lauter Breakdance, Akrobatik, Feuershows, Samba-Truppen und Comedy. Die 33. Ausgabe des großen Festivals der Straßenkunst wurde zu Recht durch einen neuen Besucherrekord belohnt. Diese Art des Wachstums begrüßen wir!

Der Klimawandel hat überhaupt ein, zwei gute Seiten. Die beiden Ufer der Donau etwa – zum Beispiel am Urfahraner Steinmetzplatz oder stromabwärts am Winterhafen verwandeln sich die breiten Kiesstreifen bei Hitze in ein Freizeitparadies, das oft mehr Charme und Leben entwickelt als die dicht belegten Adriastrände.

Wenn Ihnen das zu wenig exotisch ist und wenn die oben erwähnten Sherpas Fernweh in Ihnen ausgelöst haben, besteigen Sie doch den Freinberg (meinetwegen mit künstlichem Sauerstoff, falls Sie sich gerne fordern). An der Stelle eines Gipfelkreuzes finden Sie die Franz Josefs Warte, davon haben auch K.u.K-Nostalgiker etwas. Steigen Sie nun die 106 Stufen hinauf und planen Sie ausreichend Zeit für die  Aussichtswarte ein. Auch langgediente Stadtmäuse wie Ihre Autorin möchten sich am 360°-Linz-Panorama eine schöne Weile lang nicht sattsehen. Halten Sie sich nach dem Abstieg ein paar hundert Meter südlich, entdecken Sie Linzens erste und einzige Stupa. Wenn Sie das kleine, von echten Lamas eingeweihte Heiligtum umrunden, gelingt es Ihnen gewiss, sich mental für ein paar Sekunden nach Nepal oder Tibet zu versetzen. Die Realität enttäuscht hier aber auch nicht, der Ausblick ist schön wieder bezaubernd.

Den Tipp für diese Route durch die Heimatstadt entnahm ich dankbar dem neuen Reiseführer „Linz abseits der Pfade“ von Georg Schwarzbach. Eine höchst lehrreiche und mitunter sehr unterhaltsame Handreichung, auch für Ortskundige! Wussten Sie etwa, dass Friedrich III nach übermäßigem Melonenverzehr in Linz verstarb? Das macht mich seither beim sommerlichen Obstgenuss nachdenklich. Schwarzbach empfiehlt als Route zurück in die Stadt einen Abstecher zum Egon-Hofmann-Haus, einer Kunstkolonie mitten in einer fast bäuerlichen Idylle, die wiederum ganz nahe oberhalb des Zentrums liegt. Wir empfehlen diese Empfehlung und kündigen bei Gelegenheit einen ausführlichen Bericht über das Atelierhaus im „Dörfl“ an.

Wenn Sie mir in Gedanken bis zurück ins Tal gefolgt sind, kommen Sie doch noch ein Stück mit – wir schreiten flott voran, überqueren Promenade, Hauptplatz und Nibelungenbrücke, laufen stromaufwärts, da ist schon der Strand, jetzt rennen wir! – raus aus Schuhen, Socken, Hosen, Hemden – im Geiste tragen wir darunter ansprechende Bademode – ah! Wie es zischt! Die gute Donau hat uns umschlungen und wiegt uns in ihren Wellen.

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