Ein Robin Hood der Moderne
An Banksy kommt aktuell kaum jemand vorbei. So unbekannt der Künstler selbst ist, zumindest eines seiner Werke kennt eigentlich fast jeder. Spätestens nach seinem grandiosen Stunt bei der Versteigerung von „Mädchen mit Ballon“. Wir erinnern uns: Nachdem das Werk für zirka 900.000 Pfund versteigert wurde, schrottete es der Künstler noch während der Auktion mit einem heimlich eingebauten Mechanismus. In erster Linie um seinen Standpunkt, dass aus Kunst kein Geschäft gemacht werden sollte, noch vehementer zu untermauern. Absurderweise machte es das Werk so nur noch wertvoller, bei einer weiteren Versteigerung kam es auf unglaubliche 16 Millionen Pfund. (Ungewollt) strich Banksy damit nur nochmal die Groteske des Kunstmarktes hervor.
Es sind aber nicht nur seine Graffitiwerke, die sich kritisch mit Politik und dem Weltgeschehen auseinandersetzten und über Nacht auf irgendwelchen Häuserfassaden aufscheinen. Mit zahlreichen Guerilla-Aktionen und sogar einem eigenen Hotel überrascht Banksy und bringt Leute immer wieder zum Nachdenken. Das für mich Geniale dabei: So ernst das Thema auch ist, mit britischem Humor und einem Augenzwinkern, lässt er seine Aussagen auf den ersten Blick oft herrlich unterhaltsam wirken. Erst auf den zweiten Blick, fällt einem die tiefergehende Botschaft auf.
Kunterbunt, mit tiefschwarzem Humor
Am Nachdenken komme ich bei einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung in Linz auf jeden Fall nicht vorbei. Über 150 Werke des gefeierten Street-Artists können derzeit in der Lösehalle in der Tabakfabrik besichtig werden. Noch bevor ich überhaupt angefangen haben, staune ich über das aufwendige Setting. Angelehnt an Banksys Hotel in Israel gibt es verschiedene Themenräume. Und an Vielfalt mangelt es wahrlich nicht. Schon der erste Raum lässt mich schlucken. Hier sind keine Graffitis an die Wand gesprayt, es sind klassische Ölgemälde in prunkvollem Rahmen. Ein schöner Strand, kitschig schwappen Wellen an Land … und dann liegen da Rettungswesten. Und das Schöne ist ganz plötzlich ganz weit weg.
Dabei überlege ich, in wieweit die Ausstellung für einen Besuch mit meinen Kindern geeignet wäre. Die bunte Ladung an künstlerischer Meinung zu Polizeigewalt, Flüchtlingskrise oder Weltkriegen könnte doch die eine oder andere Frage – vor allem bei älteren Kindern – aufwerfen. Fallschirmspringende Ratten, Polizisten auf der Jagd nach Comicfiguren und rote Elefanten bringen dazwischen aber auch genügend Auflockerung.
Der Raum „the elephant in the room“ sorgt garantiert für Schmunzeln. Das englische Sprichwort bezeichnet eine Situation, bei der über heikle Themen einfach nicht gesprochen wird. Dieses offensichtliche Ignorieren von Problemen hat der Brite in Banskymanier mit einer großen Portion Sarkasmus umgesetzt und schlichtweg einen echten, passend zur roten Tapete bemalten Elefanten in einen Raum gestellt. Tierschützer können aufatmen, für die Schau in Linz wurde natürlich kein echter Elefant in der Tabakfabrik einquartiert.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Es ist der tiefschwarze und trockene Zugang, mit dem Banksy aufzeigt, was in unsere Welt alles so schiefläuft, ohne dabei belehrend oder überhaben zu wirken und dann auch noch damit Gutes tun und eben genau diese Missstände zu bekämpfen, der mich schwer beeindruckt.
Super gelungen ist ihm übrigens der Umgang mit Corona, wie ich finde. Sein „Home Office“ oder die Sprayaktion in der Londoner U-Bahn, sollen in erster Linien eines machen: die Pandemie-geplagte Menschheit aufmuntern. Und das tun diese Werke auch ganz hervorragend.
"The Mystery of Banksy" - Tabakfabrik Linz
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bis 20. März 2022
Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch und Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag, Freitag, Samstag und Feiertage von 10:00 bis 20:00 Uhr
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