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25.01.2022

Missing Linz 14: Katharina Stemberger - Linz ist nicht nur Kulisse

Die Schauspielerin Katharina Stemberger ist als resolute Chefinspektorin Johanna „Joe“ Haizinger in der neuen ZDF/ORF-Krimiserie „Soko Linz“ (Start: 1. Februar 2022 in ORF1) zu sehen. Für die Dreharbeiten verbrachte sie den ganzen Sommer 2021 in der oberösterreichischen Hauptstadt. Im Missing Linz-Interview erzählt sie, was sie von Linz hält.

Sie bezeichnen sich selbst als großen Linz-Fan. Warum?

Eine meiner engsten Freundinnen ist aus Linz. Wir haben uns Anfang 20 bei unserem ersten Theaterengagement in der Schweiz kennengelernt. Seither besuche ich sie regelmäßig und habe begonnen, Linz durch ihre Augen gesehen. So wurde mir die Stadt in den letzten 30 Jahren sehr vertraut. Ich mag die Unaufgeregtheit. Linz versucht nicht, etwas zu sein, das es nicht ist. Das merkst du an jeder Ecke. So ist etwa mitten im Zentrum auch Platz für Menschen, die nicht viel Geld haben. Die werden nicht aus dem Stadtbild verbannt.

Warum ist das in Linz anders?

Ich glaube, sobald der Tourismus eine zu große Rolle spielt, wird das gesamte Zusammenleben in der Stadt dadurch geprägt. Dann muss und will man den Touristen gefallen, alles oder vieles andere wird dem untergeordnet. In Linz habe ich das Gefühl: Hier leben und arbeiten Menschen. Linz ist nicht nur Kulisse. Die Schwerindustrie war lange das bestimmende Element in der Stadt, dann hat man die Kunst – und nicht den Tourismus – dazu geholt. Und mit der Kunst den Blick von außen. Das war aus meiner Sicht ein wichtiger und guter Schritt. Eine Stadt muss ertragen können, was jemand sieht, der nicht hier sozialisiert wurde. Und sich damit auseinandersetzen. Das macht für mich diese Linzer Echtheit aus: Die Stadt konfrontiert sich mit dem Blick von außen. Das ergibt eine raue Oberfläche, da ist nichts glatt. Ich finde das schön.

Sie haben von Mai bis September 2021 für den Dreh von Soko Linz hier gewohnt. Wie haben Sie die Zeit abseits des Drehs verbracht?

Tatsächlich war da nicht viel Zeit. Wir hatten einen sehr sportlichen Drehplan. Ich habe von früh bis spät gearbeitet und am Wochenende Text gelernt. Es wäre schön gewesen, das Ars Electronica Center oder das Lentos zu besuchen. Grundsätzlich ist es bei mir aber so: Ich lebe in Wien in der Nähe vom Naschmarkt, muss aber weder ständig in ein Theater oder Konzert oder Essen gehen. Ich muss nur wissen, dass die Möglichkeit da ist – rein atmosphärisch.

Wenn ich in Linz am Wochenende Zeit hatte, zog es mich in die Natur hinaus. Ich habe die Donau in alle Richtungen abgeradelt, bis zu den Feldkirchner Badeseen.

Die Tabakfabrik wird in Soko Linz zur Einsatzzentrale – wie haben Sie sie als Arbeitsplatz und Standort erlebt?

Wir haben in die Tabakfabrik das ganze Studio hineingebaut, dort ist das Kommissariat und das Produktionsbüro. Man bekommt dort die ansässige Start-up Szene mit und merkt, dass es im Wachsen ist. Es wird irrsinnig viel gebaut, was beim Dreh durchaus herausfordernd war. Als Kulisse ist die Tabakfabrik großartig und bringt diesen Industrielook mit. Das mag ich sehr, weil es nicht so glatt daherkommt.

Welche Rolle spielt die Stadt in Soko Linz?

Natürlich zeigen wir die zentralen Orte: Wir sind am Hauptplatz, an der Promenade, im AEC, an der Donau oder zwischen irgendwelchen hässlichen Plattenbauten unterwegs. Das hat mitunter auch den Hintergedanken, die Stadt in Deutschland vorzustellen, nach dem Motto: ‚Kommt, und schaut euch das an!‘ 

Viele, die hier leben, werden das lustig finden. Ich bin dreimal mit der gleichen Taxlerin gefahren, von insgesamt vielleicht zehn Taxifahrten. Die Dame war ein echtes Original. Sie meinte zu mir: ‚Ich schau ja nicht fern, mich interessiert das nicht. Aber das schau ich mir an – und zwar ned wegen Ihnen, sondern weil ich wissen will, wie ihr Linz zagts.‘ Das fand ich so cool. Diesen Effekt wird Soko Linz bei vielen haben.

Sie kennen Linz seit 30 Jahren als regelmäßiger Gast – wie haben Sie die Veränderungen in der Stadt erlebt?

In der Stadt hat sich viel getan. Baulich wurde viel geschaffen, coole Ecken, die sich gut mit dem nicht so Makellosen reiben. Linz ist selbstbewusster geworden. So würde ich es beschreiben. Ein „Wir machen uns hübsch für die Touristen“ sehe ich nur an wenigen Stellen. Das mag ich. Ich habe auch das Linz ist Linz-Video gesehen und kann die Aufregung, die es darum gab, nicht nachvollziehen. Ich finde es sehr erfrischend, dass die Dinge benannt und nicht unter den Teppich gekehrt werden.

Wohin zieht es Sie, wenn Sie privat in Linz unterwegs sind?

Wenn ich meine Freundin besuche, gehen wir gerne die Landstraße hinunter und setzen uns in eins der vielen Eiscafés – von denen gibt es ja auffallend viele. Ich finde das Lentos sehr cool und mag es, dort am Wasser zu sitzen. Das Schlosscafé beim Schlossberg ist auch sehr schön. Gerne bin ich bei Madame Wu zum Afternoon Tea, das ist etwas Besonderes.
Letzten Sommer hatte ich das große Glück, im 18. Stock zu wohnen, mit einem eindrucksvollen Blick über die ganze Stadt. Das war wahnsinnig schön. Ich hatte dadurch selten das Bedürfnis wo hinzufahren, sondern bin nach dem Dreh in meinen Adlerhorst und habe einfach nur geschaut. Besonders toll war es, wenn Gewitter gekommen sind.

Einen Lieblingsort habe ich noch: Den Botanischen Garten. Ich war oft dort und habe die besondere Atmosphäre genossen. Man merkt, dass sich hier viele gute Geister sehr viel überlegen. Ich freu mich jetzt schon darauf, wieder dort durchzuspazieren.

Wie geht es mit Soko Linz weiter?

Ich komme wieder! Wir drehen ab Mai 2022 die zweite Staffel.

Katharina Stemberger (geboren 1968 in Wien) studierte Violoncello, ehe sie sich der Schauspielerei zuwandte. Sie spielte in zahlreichen Theaterproduktionen, TV- und Kinofilmen sowie Serien mit. Ab Februar 2022 ist sie als Chefinspektorin Johanna „Joe“ Haizinger im Dienst: In 13 grenzüberschreitenden Fällen ermittelt das österreichisch-deutsche Team des Polizeikooperationszentrums „Soko Linz“ in der oberösterreichischen Hauptstadt.

Ein Blogbeitrag von die jungs kommunikation.

Titelbild: ©ORF/Gebhardt Productions/Stefanie Leo

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Kommentare (1)

  • Friedrich Schwarz
    Friedrich Schwarz
    am 27.01.2022
    Ich freu mich sehr, dass der Botanische Garten ein Lieblingsort für Katharina Stemberger ist. Vielleicht kann sie sich ja bei melden, wenn sie das nächste Mal in Linz ist und den Garten besuchen möchte. Könnte man ihr das ev. mitteilen? Danke!

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