Dicht an dicht hängen Fahrräder auf den extra hierfür angefertigten Ständern vorm Haus. Tischgespräche schwirren durch die Luft, Sportbekleidung raschelt, Radschuhe stöckeln klappernd herum. Man hört Sesselrücken, Gläserklirren, und allenthalben ein zufriedenes „Ahhh!“
Auf der Terrasse des Gasthofs zur Gis geht’s zu wie auf einer gut besuchten Alm. Nur, dass es  vorrangig Mountainbiker sind, die sich hier an überbackenen Speckknödeln, Kasnocken und Topfenstrudel laben, ihre Gesichter in die Sonne halten und die fantastische Aussicht genießen.
Und all das keine zehn Kilometer von Linz.

Gis ist die liebevolle Kurzform für "Gisela-Warte"; Synonym der Locals für den eigentlich Lichtenberg heißenden Gipfel samt Aussichtswarte, Gipfelkreuz und Sendemast im Norden der Stadt. 
Die Gis misst 927 Meter und gilt nebst Pöstlingberg und Koglerauer Spitz als der Hausberg von Linz. Ehrensache, dass die sogenannte „Linzer Runde“ exakt dieses Trio unter die Räder nimmt. 

Mit nur 30 Kilometern (aber Obacht, 1.100 Höhenmetern!) ist die direkt im Stadtzentrum startende Tour die kürzeste Strecke der MTB-Region Granitland-Süd. 2019 eröffnet, knüpfen insgesamt fünf Runden schlau an die Angebote im Oberen Mühlviertel (Region Granitland) und Mühlviertler Hochland (Region Sterngartl-Gusental) an und ermöglichen Mountainbiken von den Toren der Stadt bis zur tschechischen Grenze.
Als wir geschlaucht in die Sessel auf der Terrasse des Gasthofs zur Gis sinken, sind wir uns jedoch einig: Tatsächlich genügt schon das vergleichsweise kleine Gebiet zwischen Donau, Gramastetten und Eidenberg, um sich rund um Linz auf Stollenreifen auszutoben.

Ähnliches gilt für das Bedürfnis nach Abwechslung. Denn wer beim Ars Electronica Center sein Mountainbike sattelt und via Petrinum 'gen Linzer Runde aufbricht, zappt schneller durch die Welten als ein Profi-Gamer beim Computer Spielen: 
Eben noch in der quirligen Landeshauptstadt voll Kunst, Kultur und Verkehr, gleich darauf im romantischen Grün der höllisch steilen „Moarwies'n“. Dazwischen im gediegenen Villenviertel, danach auf der großzügigen Aussichtsplattform des Pöstlingbergs samt fulminantem Panorama über die Stadt und den großen Fluss bis hin zu Ötscher, Priel und Warschenek. 
Nur wenige Meter und Fahrminuten weiter fanden wir uns mitten im Wald wieder, umgeben von moosbewachsenen Granitblöcken sowie Pilzen aller Art. Einen wunderbaren Wanderweg, waschechten Gipfelbuch-Eintrag (!) und herrlichen Donaublick später befuhren wir weites, feld- und wiesenbewachsenes Hügelland. Und nun: Almhütten-Flair samt Socializing-Garantie, denn irgendein bekanntes Gesicht ist auf der Gis immer anzutreffen.

Konditionell freilich haben uns die drei Berge und zig Hügel so einiges abverlangt. Aber jetzt ist's geschafft, denn von nun an geht’s bergab. Auf netten Trails und schmalen Nebenstraßen schweben wir förmlich retour zu unserem Ausgangspunkt – Linz und den oberösterreichischen Zentralraum bis hin zum Alpenvorland stets vor Augen. 
Mild legt sich das Licht über die letzten Wellen, welche die Böhmische Masse zur Donau hin wirft. Ein Bildstock und die Bachlbergkapelle geleiten uns nach unten, keck spitzelt außerdem das barocke Kirchlein am Pöstlingberg hervor … Ob's was hilft, für die nächste Tour ein etwas gnädigeres Höhenprofil zu erflehen?

MTB-Region Granitland Süd
5 beschilderte Touren zwischen 30 und 70 km, insgesamt ca. 200 km/6.000 Hm
www.granitland.at

MTB-Tour Linzer Runde 
30 km/1.100 Hm auf abwechslungsreichem Terrain; bergab wie bergauf teils technisch anspruchsvolle Abschnitte; tolle Panoramaplätze
Detaillierte Beschreibung inkl. GPS-Download 

MTB-Region Sterngartl-Gusental
9 beschilderte Touren zwischen 22 und 122 km, insgesamt ca. 350 km/8.850 Hm 
www.sterngartl-gusental.at

Einkehrmöglichkeiten an der Strecke 
Pöstlingberg, Gramastetten, Eidenberg, Gis, Lichtenberg

Radverleih/Werkstätten in Linz

Gastbeitrag von Lisi Hager, www.bikeboard.at