Der Hammer kommt schon kurz nach dem Start: Hellmonsödt liegt noch keine sechs Kilometer hinter uns, da bäumt sich die Erde wild entschlossen auf. 300 Höhenmeter wollen plötzlich absolviert werden, anfangs noch gnädig asphaltiert und flacher, am Schluss fies geschottert und steil. Unser Atem geht schnell und schneller, immer ächzender melden sich die Beine zu Wort.
Wenn denn wenigstens Zeit und Gelegenheit gewesen wäre, uns ein wenig „warmzufahren“! Aber nein, da war nur Panorama satt und sanftes Bergabgleiten, als wir Hellmonsödt 'gen Süden verließen; gefolgt von einem kurzen Wiesen-Downhill, der uns ebenso pfeilgerade in den Haselgraben hinunter leitete, wie wir ihn nun wieder hinauf pedalieren.
Dreißig Minuten später ist es geschafft: Wir passieren, trotz der herbstlichen Temperaturen schwitzend, das Ortsschild von Kirchschlag. Linz mit seinen glänzenden Brücken, rauchenden Schloten und markanten Gebäuden liegt uns zu Füßen.
Stadtnahes Kontrastprogramm
Spürbar dicht drängt sich da unten das Leben, während hier heroben Kirchenglocken über frisch gepflügte Felder und bunt gefärbte Wälder bimmeln.
Greifbarer als in solchen Momenten kann der Unterschied zwischen Stadt und Land oder Metropole und Dorf nicht sein. Und unmittelbarer als am Mountainbike lässt er sich kaum erleben. Zumal wir ja auch direkt aus Linz, über die Anbindung St. Magdalena – Windpassing – Oberwinkl (ca. 12 km/550 Hm), in unser MTB-Abenteuer hätten starten können.
Sind wir aber nicht. Denn unser heutiges Vorhaben heißt „Sterngartl-Süd“ und misst stolze 1.700 Meter Höhendifferenz bei 60 Kilometern Länge. Das ist für eine Herbstausfahrt mehr als genug.
Die Runde zählt zur Mühlviertler Mountainbike-Region Sterngartl-Gusental. Neun Routen zwischen 22 und 122 Kilometern umfasst deren Tourenangebot. Gemeinsam mit dem nordwestlich von Linz beheimateten Granitland webt es ein attraktives Streckennetz, das von den Toren der Stadt bis hinauf zum Böhmerwald und hinüber nach Tschechien reicht.
Auf und nieder, immer wieder
Das Dach unserer Tour ist mit dem 896 m hoch gelegenen Kirchschlag geschafft. Weiter geht’s Richtung Oberneukirchen und dann beim Golfplatz Sterngartl wieder ostwärts, via Zwettl an der Rodl und Reichenau im Mühlkreis nach Ottenschlag.
Herrlich kurzweilig und abwechslungsreich ist diese Reise von Aussichtspunkt zu Wasserlauf, von Naturdenkmal zu Burgruine und von Kirchturmspitze zu „Steinbloß“-Hof; dieses geruhsame Schaukeln über Schotter- und Feldwege, Land- und Nebenstraßen! Aber es ist auch unerwartet anspruchsvoll. Das fürs Mühlviertel so typische, stete Auf und Ab knabbert an unseren Energiereserven.
Darum freudig eingekehrt beim Bergerwirt in Ottenschlag! Frisch gestärkt, wird das Tourenfinale über den Roadlberg und schließlich von der Großen Gusen wieder hinauf nach Hellmonsödt schon fast zum Kinderspiel. Oder ist's die einmal mehr großartige Aussicht übers herbstlich bunte Hügelland einerseits und bis tief ins Alpenvorland andererseits, die uns zum Schluss alle Anstrengungen vergessen macht? Wie dem auch sei. Wir kehren jedenfalls mit wunderbar vollem Kopf und müden Beinen von unserem Tag im Mühlviertler Hochland nach Linz zurück.
Weiterführende Links
MTB-Region Sterngartl-Gusental
9 beschilderte Touren zwischen 22 und 122 km, insgesamt ca. 350 km/8.850 Hm
www.sterngartl-gusental.at
MTB-Tour Sterngartl-Süd
60 km/1.700 Hm mit 40% Schotter/Naturboden, 42% befestigter Weg, 18% Asphalt;
2 Möglichkeiten zum Verkürzen: Hellmonsödt – Kirchschlag direkt über Glasau & Eben (erspart Haselgraben); Reichenau – Hellmonsödt direkt über Haibach (erspart Roadlberg/Gusental)
Detaillierte Beschreibung inkl. GPS-Download
MTB-Region Granitland Süd
5 beschilderte Touren zwischen 30 und 70 km, insgesamt ca. 200 km/6.000 Hm,
www.granitland.at
Radverleih/Werkstätten in Linz
Gastbeitrag von Lisi Hager, www.bikeboard.at
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