VISIT LINZ
14.02.2020

Revue einer Kulturfolgerin: Jänner

Die Präsidentin stromert durch die Stahlstadt

Damen und Herren, geliebte Völker, verehrte Gäste!

Ein Wonnemonat ist der Jänner nicht einmal in Linz. Er geizt mit Licht und reizt mit Kälte. Die ersten vier Wochen des Jahres geht man gleichsam in Vorleistung. Andererseits glänzt das Schöne im Jänner umso heller! Etwa die Tatsache, dass die jungen Menschen in der Familie aus dem Alter gekommen sind, in dem sie einen mit krakeligen Zeichnungen, Topflappen oder Tongegenständen „beschenken“. Das war damals natürlich sehr lieb. Heute aber überreichen sie Karten für Kulturveranstaltungen, und zwar für zwei wichtige Institutionen: „maschek.“ und den Posthof. Die beiden Herren haben mit ihrem herrlichen Jahresrückblick das Kulturzentrum am Hafen an einem Tag gleich zweimal gefüllt.

Die gute Füllung galt generell für den Jänner: Kaum einmal durften sich die Initiatoren der langjährigen literarischen Reihe „Hommagen“ über so viel Zulauf freuen wie heuer, dabei ging es da wie immer um recht komplexe Themen. Walter Kohl sprach etwa über den Nobelpreisträger Bob Dylan (Vaheen Said sang). Und Erich Wimmer vermittelte seinen Enthusiasmus für Haruki Murakami (Karina Lochner rezitierte). Neben der Bildung hat der Besuch solcher Veranstaltungen im Wissensturm den Bonus-Effekt der Liftfahrt. Habe ich Ihnen schon oft empfohlen, eine solche in den 15. Stock zu unternehmen? Sie bekommen nirgendwo sonst so einen schönen Überblick. An guten Tagen sehen Sie die Berge und können schauen, ob endlich doch genug Schnee für eine Skitour gefallen ist.

Wenn nicht, gehen Sie eben in den Kepler Salon, den ich an dieser Stelle nicht zum ersten Mal empfehle. Beim Vortrag von Kurt Kotrschal hing das Volk an den Lippen des Verhaltensforschers, obwohl er dieses Mal ganz auf den Vergleich Mensch – Hund – Wolf verzichtet und zur Enttäuschung der Moderatorin nicht ein einziges Tier mitgebracht hatte. Der Büchertisch (betreut von der Buchhandlung Alex, mehr dazu sehr bald) ward dennoch leergefegt.

Ebenfalls bis auf den letzten Platz und darüber hinaus befüllt war der Kulturverein „Strandgut“. Gut, das Lokal ist nicht groß. Umso erstaunlicher, wie viele Menschen hineinpassen, wenn sie nur guten Willens sind. Es wird an den ungemein sympathischen Darbietungen von Open-Mic-Local-Hero Chevapcici und des Lesebühnengastes Henrik Szanto gelegen haben. Letzterer spricht nicht nur fließend Finnisch UND Ungarisch(!) sondern ist auch Autor und Poetry Slammer von Gnaden. Das Publikum verliebte sich ein bisschen und erlitt deswegen die scheußlichen Preise bei der Tombola des Grauens besonders duldsam.

Apropos scheußlich: Das Gegenteil gilt für den Wurst-vom-Hund-Ball. In seiner fünften Auflage zeigte sich das herzerwärmende Spektakel besonders glitzernd und kunstvoll. Zu Recht platzte die Stadtwerkstatt aus allen Nähten. Die Kostüme, die künstlerischen Interventionen, die Auftritte der Bands, das Kunstwollen der DJs, der Reinerlös im Dienste des guten Zwecks – zwingen Sie mich nicht, mich zu entscheiden, was mir am besten gefallen hat!

So kann's jedenfalls weitergehen mit Linz und diesem Jahr 2020.

Es grüßt ganz innig
Ihre Präsidentin

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