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Reza Rasouli
03.04.2025

Missing Linz 45: Mit Filmen Sprachgrenzen überwinden

Reza Rasouli zog 2019 aus dem Iran nach Linz, begann an der Kunstuniversität zu studieren. Sein erster in Österreich produzierter Film „Ankommen“ gewann beim Festival Crossing Europe 2021 den Preis für „Beste Regie“. Linz bedeutete für Rasouli einen Neuanfang in einem fremden Land.

Reza, du hast schon im Iran in der Filmbranche gearbeitet. Warum bist du nach Linz gekommen?

Ich war immer wieder mal in Österreich und habe mich sehr wohl gefühlt. Michael Haneke, die Filmakademie Wien – das waren Namen, die schon früh eine bedeutende Rolle in meinem Leben gespielt haben.

Als ich 2018 für ein Filmfestival nach Wien gereist bin, habe ich dort meine spätere Partnerin – sie kommt aus Linz – kennengelernt. Sie war auch der ausschlaggebende Grund für meinen Umzug. Ich beschloss, neu anzufangen und an der Kunstuniversität Linz „Experimentelle Gestaltung“ zu studieren. Ich sah das als Chance, denn im Iran gibt es nur begrenzte Möglichkeiten für Filmemacher. In Österreich hingegen habe ich hundert Prozent kreative Freiheit.

Wie war das Ankommen in Linz für dich?

Sprachlich schwierig, das verarbeite ich auch in meinem Film „Ankommen“.  Aber mein Start an der Kunstuni war gut. Doch dann kam Corona. Ich hatte hohe Erwartungen an mich selbst, doch das Online-Studium fühlte sich an, als würde nichts vorangehen. Ich wollte mich weiter auf Film fokussieren. Die Filmakademie Wien war seit Langem mein Traum, also habe ich mich beworben – allerdings ohne große Hoffnungen. Mittlerweile bin ich im Masterstudium.

Reza Rasouli

Wann bist du nach Wien gezogen?

Seit 2021 studiere ich an der Filmakademie Wien. Bis 2023 bin ich noch zwischen Linz und Wien gependelt, ebenso meine Partnerin. Doch nach langen Tagen voller Studium und Arbeit bin ich dreimal versehentlich in den falschen Zug nach Graz gestiegen. Das war der Moment, in dem wir beschlossen, endgültig nach Wien zu ziehen. Die Filmindustrie hier ist viel stärker und bietet mir zahlreiche Möglichkeiten.

Hast du eine besondere Erinnerung an Linz?

Mein erstes Date mit meiner Partnerin. Wir hatten uns am Hauptplatz verabredet, doch mein Handy war leer. Ich war pünktlich, sie nicht. Nach einer Stunde war ich enttäuscht, aber ich wartete. Nach zwei Stunden kam sie doch noch. Heute haben wir ein gemeinsames Kind.

Welchen Einfluss hatte Linz auf deine Karriere?

Linz war mein Startpunkt. Der starke Dialekt war anfangs eine Herausforderung, aber er lehrte mich, stärker auf Beobachtung und Körpersprache zu setzen. So wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, Geschichten unabhängig von Sprache zu erzählen – ein Prinzip, das meine Arbeit bis heute prägt.

Mein in Linz gedrehter Film „Ankommen“ wurde beim Crossing Europe Festival mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet – ein fantastischer Start für mich. Er öffnete Türen für neue Projekte und die Filmakademie.

Christine Dollhofer, Reza Rasouli und Sinisa Vidovic

Was sind deine größten beruflichen Erfolge?

Zwei Dinge: die Aufnahme an der Filmakademie und mein Bachelor-Abschluss in Mindeststudienzeit – das hat vor mir noch niemand geschafft.

Was zieht dich immer wieder nach Linz?

Meine Frau und ich kommen regelmäßig für ein paar Tage zurück, vor allem wegen ihrer Familie und unseres Schrebergartens – so bleibt die Verbindung zur Stadt erhalten. Das Crossing Europe und das Ars Electronica Festival sind Fixpunkte im Jahr. Ich mag an Linz, dass man von der Innenstadt sofort im Wald oder an der Donau ist. Die Größe ist überschaubar. Ein Traum wäre ein Haus mit Garten hier.

An welchen Orten hältst du dich gerne auf?

An den Grillplätzen am Donauufer habe ich schon viel Zeit verbracht und auch auf der Treppe des Ars Electronica Center. Das Salonschiff Fräulein Florentine ist ein Lieblingslokal, ich habe dort sogar mal in der Küche gearbeitet. Und zum Linz-Besuch gehört für mich ein Leberkas von Pepi dazu.

„Typisch Linz“ ist für dich?

Der Dialekt! Und die Leute – direkt, ehrlich, aber herzlich.

Reza Rasouli

Reza Rasouli, geboren in Mashhad, Iran, ist Regisseur und Drehbuchautor. 2019 zog er nach Linz, studierte an der Kunstuniversität, 2021 wechselte er an die Filmakademie Wien. Seine Kurzfilme liefen auf internationalen Festivals wie Clermont-Ferrand, Palm Springs und Short Shorts. Sein österreichisches Debüt Ankommen gewann den Preis für „Beste Regie“ beim Crossing Europe Filmfestival 2021. Sein neuester Film Night of Passage wurde u. a. mit dem Publikumspreis beim Max Ophüls Filmfestival und als „Bester Kurzfilm“ bei der Dialognale Graz ausgezeichnet.

Ein Gastbeitrag von “jungskommunikation”.

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