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Teresa Dopler
19.12.2024

Missing Linz 42: Die Donau zieht sich durch mein Leben

Teresa Dopler ist eine junge, österreichische Dramatikerin. Nach ihrer Kindheit in Alkoven und Jugend in Linz zog sie nach Wien, um Sprachkunst zu studieren. Mit ihrem aktuellen Stück „Monte Rosa“ kehrt sie nun ins Landestheater Linz zurück.

Teresa, du hast in Linz das Gymnasium besucht. Was bedeutet Linz für dich?

Ich bin in Linz geboren und habe hier meine Jugend verbracht. Am Ramsauergymnasium war ich in einer reinen Mädchenklasse im Zweig „Bell Arti“. Aus dieser Zeit stammen Freundschaften, die bis heute bestehen.

Linz verbinde ich auch mit der aufregenden Ausgehzeit meiner Jugend. Wir liebten Lokale wie den Rothen Krebsen, das Smaragd oder die Stadtwerkstatt. Weil ich nach dem Ausgehen nicht mehr nach Alkoven zurückfahren konnte, schlief ich oft bei Freundinnen und blieb gleich das ganze Wochenende.“

Und danach? Warum bist du nach der Matura weggegangen und wohin?

Nach der Matura bin ich nach Wien gezogen, um zu studieren – und lebe auch heute noch dort. Vorher war ich allerdings ein Jahr in Lissabon, wo ich einen Freiwilligendienst in einer Schule gemacht habe. Später verbrachte ich ein halbes Jahr als Sprachassistentin in Frankreich.

Hast du besondere Erinnerungen an Linz?

Ich erinnere mich gerne an den Flohmarkt, den ich oft mit meiner Mama am Samstag besucht habe. Der Urfahraner Markt im Frühjahr und Herbst, das Pflasterspektakel im Sommer und das Kerzenziehen im Advent gehörten zu den alljährlichen Highlights meiner Kindheit. Mit meinen Großeltern, die in Linz lebten, bin ich öfter ein Stück des Pferdeeisenbahnwegs gewandert – entlang alter Gleise und Bahnwärterhäuschen. Der Weg führt von Linz durchs Mühlviertel bis nach Tschechien.

Eine intensive Erinnerung habe ich an die Donau im Winter. Erst vor kurzem habe ich meinen Eltern davon erzählt. Als Jugendliche bin ich auf das zugefrorene Eis gegangen, eingebrochen – bis zum Bauch im eiskalten Wasser. Zwei Freunde haben mich herausgezogen. Aber mit 17 war ich unerschütterlich: Statt nach Hause zu gehen, bin ich einfach weiter in ein Lokal ausgegangen.

Teresa Dopler

Gibt’s etwas, das deine Sehnsucht weckt?

Was ich vermisse, ist die Fußläufigkeit von Linz. Ein Sommer dort bedeutet, unkompliziert Leute zu treffen – an der Donaulände, in Lokalen. Alle sind unterwegs, alles ist nah. Die Donau, die mitten durch die Stadt fließt, liebe ich besonders. Schon in Alkoven war ich oft an der Donau, und auch in Wien bin ich es. Mein Mann hat vor kurzem ein Haus in Serbien geerbt, das – wie ein schöner Zufall – ebenfalls an der Donau liegt. Mitten im Naturschutzgebiet, mit Kühen zwischen den Flussläufen und Fischerbooten auf dem Wasser. Die Donau zieht sich durch mein Leben.“

Du hast an der Angewandten in Wien „Sprachkunst“ studiert. Was hat dich zu dieser Wahl gebracht?

Das Sprachkunst-Studium war wie gemacht für mich. Schon als Kind habe ich Kinderbücher abgeschrieben und später Gedichte und Geschichten geschrieben. Dass ich diese Leidenschaft im Rahmen eines Studiums weiterverfolgen konnte, war eine wunderbare Rechtfertigung, dran zu bleiben.

Und wie bist du dann zum Theater gekommen?

Bereits während des Studiums habe ich gemerkt, dass mir das Dialogische liegt. Deshalb habe ich auch als Abschlussarbeit ein Theaterstück geschrieben. Stipendien wie die Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich oder das Literaturstipendium der Stadt Linz haben mir das Gefühl gegeben, dass ich mir diesen Weg leisten kann.

Außerdem war ich als persönliche Assistentin von Michael Turinsky, einem Tänzer mit körperlicher Behinderung, sehr nah an der Theaterwelt dran.

Teresa Dopler

Was waren deine ersten großen Erfolge?

Der erste Meilenstein war die Veröffentlichung eines meiner Stücke in der Literaturzeitschrift kolik. Gleich zwei Dramaturgen haben das Stück gelesen und wollten es aufführen. Es wurde dann in Innsbruck uraufgeführt – das war ein großartiges Erlebnis für mich!

Daraufhin kamen Verlage auf mich zu, und ich habe einen Vertrag mit Kiepenheuer in Berlin bekommen. Ein wichtiger Schritt war der Autorenpreis für mein Stück Das weiße Dorf, der mir viel Aufmerksamkeit verschafft hat. Mit Monte Rosa habe ich nicht nur das Peter-Turrini-Dramatiker*innenstipendium gewonnen, sondern wurde damit auch zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen, die einen exzellenten Ruf haben.

Und jetzt ist Monte Rosa bis Ende April 2025 im Landestheater Linz zu sehen. Wie geht’s dir damit?

Monte Rosa wurde inzwischen bestimmt schon zehn Mal inszeniert – das ist wirklich etwas Besonderes. Spannend ist, dass es für die Regisseurin Valeria Popp die erste Arbeit an einem professionellen Theater ist. Ich freue mich sehr darauf, die Inszenierung zu sehen!

Gleichzeitig erinnert mich das daran, dass es Zeit wird, endlich mein neues, fünftes Stück fertigzustellen.

Teresa Dopler

Welche Orte in Linz empfiehlst du gerne deinen Freundinnen und Freunden?

Ich empfehle gerne das Lentos und das Ars Electronica Center, bei den Lokalen das gute Essen im Gelben Krokodil, und für Kaffee und Gemütlichkeit das Café Maier oder Café Stern.

Ein Spaziergang auf den Pöstlingberg oder ein Besuch des Flohmarkts am Samstag lohnt sich ebenfalls. Und ich selbst würde gerne wieder mal zum Crossing Europe-Filmfestival. Linz bietet genug, um zwei oder drei Tage voll auszufüllen – langweilig wird es hier sicher nicht.

Was ist typisch für Linz?

Linz ist anders – eine uneitle Stadt mit urbanem, jungem Charme. Statt einer klassischen, schmucken Altstadt punktet sie mit rauer Authentizität und spannender Kultur. Das macht Linz interessant.

Teresa Dopler

Teresa Dopler

Sie ist 1990 in Linz geboren und Dramatikerin von Beruf. Sie hat das Raumsauergymnasium in Linz besucht, danach studierte sie Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien. Sie erhielt zahlreiche Literaturstipendien, darunter das Dramatiker*innenstipendium der Literar-Mechana und das Literaturstipendium der Stadt Linz. Zu ihren bekanntesten Theaterstücken zählen „Das weiße Dorf“ und „Monte Rosa“. Teresa Dopler lebt in Wien.

Ein Gastbeitrag von "jungskommunikation".

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