Wenn Jörg Neumayr morgens aufwacht, geht er ein Risiko ein – das sagt er selbst. Für ihn ist das Leben eine Challenge: energiegeladen, emotional, oft unberechenbar. Doch wer mit dieser Haltung durch die Welt geht, bleibt nicht stehen – er bewegt. Manchmal ganze Stadtteile.
Von der grauen Stadt zur kulturellen Spielwiese
Jörg ist Mitbegründer von Mural Harbor, einer der größten Outdoor-Galerien für Graffiti-Kunst in Europa. Und der Kulturverein LI.K.I.DO, den er mit Kolleg*innen ins Leben rief, steht hinter den Bubbledays, einem Festival, das jährlich über 20.000 Menschen an den Linzer Hafen zieht. Beides ist aus dem Bauch heraus entstanden – wie vieles in seinem Leben.
In seiner Kindheit war Linz „einfach nur grau“. Doch dann – in den 1980er-Jahren – begann es zu brodeln: Punk- & Rockabilly-Bands, erste Jugendkulturstätten, Szene-Cafés. Die Stadt wurde zur Spielwiese für Veränderung – auch für ihn. „Mich hat fasziniert, wie aus Energie plötzlich Kultur wird“, erzählt er. Seine erste Band hieß 50th Factory, entstanden aus dem Musikunterricht heraus. Der erste Auftritt war das Abschlusskonzert im legendären Lokal Landgraf.
Das Verborgene sehen und verwandeln
Die unterirdischen Räume von Linz – Tunnel, Bunker, Stollen – faszinieren ihn bis heute. Sie stehen für das Verborgene, das Potenzial, das noch keiner sieht. In Underground-Lokalen legte er auch als DJ auf. Es sind Orte, die sich verwandeln können. Wie der Hafen: einst ein Niemandsland, heute eine vibrierende Kulturzone, ein neuer Stadtteil – und Jörgs Lieblingsplatz in Linz.
Vom Container zu den Bubbledays
Dort steht auch das BoxxOffice, ein Containerbau, den sein Freund & Bubbledays-Partner Jürgen Lockinger errichten wollte und an dessen Bau er sich beteiligte. Für die architektonische Umsetzung erhielten die beiden sogar einen Architekturpreis. Und das wurde gefeiert: Statt einer kleinen Feier kamen 500 Leute. Daraus entstanden die Bubbledays.
Und weil die Mauer des gegenüberliegenden Gebäudes im Hafen „einfach schiach“ war, wie Jörg sagt, kam ein Graffito drauf. Das war der Anfang von Mural Harbor. Heute lockt die Galerie internationale Künstler*innen an – und Interessierte zu Spray-Workshops und Bootstouren entlang der Kunstwerke.
Zufall? Nicht bei Jörg Neumayr
„Spannend, wie einem was zufällt“, sagt Jörg. „Aber das ist kein Zufall.“ Es ist das Ergebnis von Risikofreude, Leidenschaft, Vertrauen in Menschen – und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Denn der Kulturverein LI.K.I.DO. mit über 40 Mitgliedern steht Jahr für Jahr vor der Herausforderung, das Bubbledays Festival zu stemmen. „Letztes Jahr waren wir an einem Punkt, wo es so nicht mehr weiterging, wo es einfach zu viel war. Wir mussten alles neu denken. Ich musste lernen, Aufgaben abzugeben.“
Dazu kam kürzlich ein Radunfall mit schwerem Beinbruch. Doch auch das: nur eine weitere Etappe in der Challenge des Lebens. „So bin ich halt. Ich kann nicht anders.“
Linz ist für ihn Heimat. Ob am Froschberg, am Strand von Alt-Urfahr oder mit Freunden an geheimen Donauplätzen: Er kennt die Stadt und liebt sie. Aber die besonderen Orte behält er für sich. Was er anderen empfiehlt? Ganz klar: „Take a risk. Visit Linz. Ich lieb mei Stadt.“
Ein Gastbeitrag von Nika Mitteregger.






Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!