Barbara, wie sind Sie nach Linz gekommen?
Ich bin hier geboren und aufgewachsen, bin hier zur Schule gegangen, hab’ hier studiert und großteils auch hier gewohnt. Seit 25 Jahren lebe ich 10 km außerhalb von Linz, aber meine Arbeit führt mich jeden Tag in die Stadt.
Linz hat dich also nie so richtig losgelassen…
Das stimmt, ich wollte eigentlich immer in eine größere Stadt, mindestens Wien, aber gerne auch weiter weg. Aber mein Papa hat die Wohnung meiner Oma renoviert in der Nähe der Unionkreuzung, da bin ich dann natürlich geblieben. Es waren immer eher die Menschen und die Umstände, die mich hier gehalten haben, mein Vater, mein Freund. Die Stadt war es nicht, ich hatte immer ein sehr ambivalentes Verhältnis zu dieser Stadt. Es ist aber heute besser, ich hab’ mich mit Linz versöhnt, wenn man so will.
Was hat dich hier angezogen und abgestoßen?
Linz war eine kleine Provinzstadt, eine Industriestadt, es war früher kulturell eine Wüste. Deshalb war ich die Wochenenden über oft in Wien bei Freunden zu Besuch. Die Stadt hat sich aber gut entwickelt, denke ich: das Theater Phönix, die KAPU, die Stadtwerkstatt, und mit dem Kulturhauptstadtjahr ist noch einmal ein neuer Schwung hineingekommen. Und das Raue, das die Stadt hat, das mag ich schon auch irgendwie.
Du meinst Linz als Arbeiterstadt, als Industriestadt…
So ist es. Ich mag die Ästhetik der voestalpine, das hat etwas, wenn man über die Steyreggerbrücke fährt, oder mit dem Kajak am Hafen vorbei. Was ich auch mag, ist, dass man schnell im Grünen ist. Linz ist grundsätzlich ein guter Humus, auf dem viel entstehen kann. Die Wege sind kurz, die Institutionen sind offen, wer hier aufschlägt oder lebt, findet schnell Anschluss. Hier herrscht eine große Lebendigkeit, die Zugänge sind sehr niederschwellig.
Warum ist Linz deiner Meinung nach offener als andere Städte?
Vielleicht weil es nicht so ein schweres Erbe hat, das es unbedingt hochhalten muss, wie Salzburg oder Wien, das ist schön aber es schränkt einen auch ein. In Linz war lange nichts, deshalb hat hier auch viel entstehen können.
Welche Plätze müssen Linz-Besucher*innen deiner Meinung nach auf jeden Fall besuchen?
Den OK-Platz, das ist ein sehr offener Platz, der vielfältig genutzt wird, den mag ich sehr. Der Mural Harbor ist spannend. Und das Francisco Carolinum oder das LENTOS Kunstmuseum. Durch Herrenstraße und Altstadt rauf zum Schloss schlendern, bis zum Freinberg mit Blick auf die Donau und einen Teil der Stadt, das ist auch absolut empfehlenswert. Linz bietet so einiges für seine Größe.
Barbara Jany
Sie ist Organisationsentwicklerin, Coach, Moderatorin und Autorin. Sie lebt heute in Ottensheim unweit von Linz. Ihr Büro ist am Linzer Hauptplatz, sie mag den Weg mit dem Zug und zu Fuß über die Brücke. Ihre freie Zeit verbringt sie gerne mit Kunst, Kultur und Reisen oder in der Natur.
https://www.barbarajany.at
Gastbeitrag von Michael Leithinger
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