„Geh doch mal mit mir hinauf auf die Himmelsstiege“- schon lange habe ich mit Martina Noll vom Mariendom-Marketing eine Führung ausgemacht. An einem schwülwarmen Julitag ist es endlich so weit – wir treffen uns im Domcenter und marschieren los – beinahe senkrecht nach oben. Und gleich vorweg: der Stairmaster im Fitnessstudio ist nix dagegen.
Die insgesamt 633 Stufen gehen ordentlich in meine Oberschenkel. Zwischendurch, beim Luft holen, zeigt mir Martina diverse Räumlichkeiten im Domturm, die ich so noch nie gesehen habe. Zum Beispiel die beeindruckende Rudigierorgel mit 5890 Pfeifen, die hier im Jahr 1968 eingebaut worden ist. „Die längsten Pfeifen sind zehn Meter lang, die kleinsten zehn Zentimeter.“ In der Rudigierhalle direkt hinter der Orgel befindet sich das Planarchiv mit Originalbauplänen des Linzer Doms, unter anderem Zeichnungen aus dem Jahr 1859. Ehrfürchtig befühle ich das geschichtsträchtige Papier, das gerade in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften digitalisiert wird. Neben den ganzen historischen Bauplänen sehe ich plötzlich einen sehr neuzeitlichen „Escape Room“ angeschrieben und bin ganz verwundert, was der Linzer Mariendom so alles zu bieten hat. „Ja, auch wir haben schon länger einen Escape Room, mitten im Domturm. Das muss sich noch etwas mehr herumsprechen,“ schmunzelt Martina.
Wir machen weiter mit unserem Stiegen-Workout, bis wir direkt vor der „Immaculata“ stehen, der größten Glocke des Mariendoms, die wir tagtäglich in der Innenstadt zu hören bekommen. Insgesamt gibt es sieben Glocken im Dom mit einem Gesamtgewicht von mehr als 17 Tonnen. „Wenn die alle läuten, wird es hier drin definitiv zu laut“, lacht Martina, und wir gehen schnell weiter.
Mittlerweile sind wir bei unserem schweißtreibenden Turm-Aufstieg auf rund 68 Metern bei der berühmten Eremitenstube angekommen. „Da können wir heute leider nicht hinein, es ist gerade jemand einquartiert“, sagt Martina. Also pssst (schließlich kommen die Leute hierher, um allein zu sein) und weiter geht’s, auf die Himmelsstiege hinauf. Auf 112 Metern angekommen, bleibt mir am Steinbalkon neben der Puste erst einmal die Spucke weg. Was für ein genialer Ausblick über Linz!
„Wir befinden uns gerade auf der höchsten Aussichtsmöglichkeit einer Kirche in Österreich“, sagt Martina stolz. „Der Turm des Stephansdoms ist zwar noch ein paar Meter höher, Besucher*innen können dort aber nicht so hoch hinauf.“ Ich drehe eine Runde am Balkon auf 112 Metern über Linz, bewundere die neue Donaubrücke, die Raiffeisen-Arena und die Eisenbahnbrücke. Außerdem bin ich verblüfft, wie viel grüne Innenhöfe mit Pool mitten in der Stadt zu finden sind. Als wir uns wieder auf den Weg nach unten machen, weiß ich: Hier oben war ich sicher nicht das letzte Mal. Halleluja!
Mariendom Führungen
4020 Linz | Google Maps
Führungen: April bis Oktober
jeweils Freitag: 17:30 bis 19:00 Uhr
Samstag: 16:00 bis 17:30 Uhr.
Individuelle Führungen sind ganzjährig buchbar.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!