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Vorderansicht des Stifterhauses in Linz
23.01.2025

Schreibtische, Alltagswahnsinn und markante Stimmen. Werner Kofler: Vom Schreibtisch aus

Das Stifterhaus an der Donaulände in Linz ist eine „Institution“, im wahrsten Sinne des Wortes, aber auch im übertragenen Sinne, als zentraler Ort für alle Literatur- und Sprachliebhaber*innen.

Ich zähle mich zu letzteren, wenn ich auch viel zu selten das ansprechende Veranstaltungsprogramm nutze. In jedem Monat finden sich interessante Lesungen unterschiedlichster Gegenwartsautor*innen; und ich notiere mir sofort die jeweiligen Termine in meinem Kalender, von denen ich dann viel zu wenige tatsächlich wahrnehme. Weil kurzfristig etwas dazwischengekommen ist oder der Tag zu fordernd war. Neben den Veranstaltungsabenden bietet das Stifterhaus jedoch auch Ausstellungen an. Und die schätze ich ebenso sehr. Aktuell widmet sich das Stifterhaus dem Kärntner Schriftsteller Werner Kofler, der das Jahr 1969 mit der Künstlerin Auguste Kronheim im mühlviertlerischen Kirchberg ob der Donau verbrachte, bevor er mit ihr 1970 nach Wien übersiedelte.

Ausstellung zu Werner Kofler

Der vielfach ausgezeichnete Autor, einer der bedeutendsten Österreichs, ist bekannt für wortgewaltige Texte, Sprachvirtuosität, Kompromisslosigkeit und Beschimpfungen im Stil Thomas Bernhards. Die Ausstellung bezieht ihren Titel vom Ausgangsort seiner Hörspiele, Theaterstücke und Prosatexte – seinem Schreibtisch. „Dort, wo mein Schreibtisch steht, dort bin ich zuhause“ lautet ein Zitat Koflers. In der Ausstellung wird ein breiter Bogen gespannt: von seinen Schaffensperioden, auch jener im Mühlviertel, über seine Arbeitsmethoden bis hin zu konkreten Werken und zentralen Aussagen. Ganz besonders fasziniert hat mich das Hörbeispiel zu seinem Stück „Ida H.“, eine Künstlerin, die ihre „Persönlichkeit verloren“ hat und in der Heil- und Pflegeanstalt Steinhof untergebracht war. Beispielhaft für sein Arbeiten mit Sprache und Montage sind auch die hier mitausgestellten Zeitungsausschnitte, die Kofler zum Thema „Alltagswahnsinn“ sammelte. Diese Ida H. war es dann auch, die mich dazu veranlasste, mir gleich tags darauf in der Landesbibliothek „Werner Kofler Werkausgabe 1“ auszuleihen – sollten Sie sich also ebenfalls dafür interessieren, die ist noch bis Mitte Februar in meinen Händen.

Ausstellung zu Werner Kofler im Stifterhaus in Linz

Ein bisschen Hintergrundwissen für Interessierte: Das Stifterhaus, 1844 erbaut, war von 1848 bis 1868 das Wohnhaus von Adalbert Stifter, in dem er am 28. Jänner 1868 auch starb. Seit 1957 ist es Sitz des Adalbert-Stifter-Institutes. 1993 wurde das Haus nach einem Gesamtausbau als „Stifterhaus, Zentrum für Literatur und Sprache in Oberösterreich“ neu eröffnet und vereint seither verschiedene Bereiche: Forschung über Literatur, Sprache und Adalbert Stifter; Bibliothek; Literaturmuseum; Literatur- , Sprach- und Biographisches Archiv sowie ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm, das von Lesungen über Tagungen bis eben hin zu Ausstellungen reicht. Wie gesagt, eine Institution …

Die Ausstellung ist absolut sehenswert und läuft noch bis 12. Juni.

Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich / Stifterhaus

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