VISIT LINZ
13.12.2019

Revue einer Kulturfolgerin: Berstende Herzen, taumelnde Kühe und leuchtende Augen

Die Adventszeit rührt auch abgehärteten Stahlstadtkindern ans Herz, und wovon dasselbe voll ist, davon quillt dann auch der Mund über bzw. fließt es mir soeben aus den Fingern. Hören Sie, lesen Sie! Ich mag gleich mit dem Schönsten anfangen.

Die Präsidentin stromert im Advent durch die Stahlstadt

Damen und Herren, geliebte Völker, verehrte Gäste!

Ein lieber Zufall verschlug mich in das Café Viele Leute am Pfarrplatz. Integrative Arbeitsprojekte unterstütze ich an sich schon gern, wenn dann noch der Kaffee gut ist, soll es mich doppelt freuen. Und just an jenem Abend trug sich eine Vernissage in der angeschlossenen Galerie Kunstformen zu. Menschen mit Beeinträchtigungen stellten aus, dazu gab es Textperformances. Die Bude war zum Bersten voll – eine wahrlich schöne Begebenheit.

Apropos schön: In der Schule des Ungehorsams war einer meiner liebsten Kollegen überhaupt zu Gast. Martin Fritz sieht nicht nur tipptopp aus, der machte dem Publikum der Lesebühne auch noch hörbare Freude, als der Innsbrucker der Herzen eine recht durchgeknallte Klimarettungsidee (einfach Algen in die Haut transplantieren!), bescheuerte Reparaturtipps sowie sinnfreie Tipps zum Schneefräsen auf dem eigenen Minibalkon verlas. Die beste Nebenrolle an jenem Abend geht an die schönen, benebelten Kunst-Kühe, die Gerhard Haderer für die „Fridays for Future“-Bewegung gestaltet hatte.

Gelesen wurde auch – natürlich! – im Stifterhaus, das hat einen Fixplatz in dieser Kolumne. Waltraud Seidlhofer, ein stiller Fixstern am Firmament der heimischen Literaturlandschaft, feierte ihren 80. Geburtstag mit einer Lesung aus ihrem neuen Buch „wie ein fließen die stadt“. Kaum ein Sitzplatz blieb frei, was nicht allein ihre literarische Güte bewies, sondern auch ihre zwischenmenschliche. Die beste Nebenrolle an diesem Abend spielte die Ausstellung „Vorwärts, Genossen, es geht überall zurück!“ über den in Linz wahrlich legendären Schriftsteller Karl Wiesinger.

Apropos Literatur: Im Theater Phönix gab es einen Abend mit dem Motto „Lyrik & Jazz“. Das Volksaufkommen bewies, dass Lyrik nicht schwierig sein muss und so gut mit dem Jazz harmoniert wie die Vanille mit dem Kipferl. Besonders bei den Gedichten von Renate Silberer kamen die Musiker Rudi Habringer und Franz Prandtstätter in einen richtigen Flow. Hier gab es nur Hauptrollen. Schön!

Damit der Schluss nun so richtig zur Jahreszeit passt: Schlendern Sie einmal wieder durch einen Weihnachtsmarkt. Stellen Sie sich vor einen Lebkuchenherz- oder Spielzeug- oder Schaumrollen-Stand. Erfreuen Sie sich an den leuchtenden Augen der Kinder vor Abfahrt der Ringelspiele und des kleinen Riesenrades. Erfreuen Sie sich an den leuchtenden Augen der Erwachsenen vor dem ersten Schluck Punsch oder Bier. Das kleine Glück kann so einfach sein!

Es grüßt

Ihre Präsidentin

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