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11.05.2017

Ein Meister der Musik, der keiner sein will

Liest man auf der Homepage des Brucknerhauses Linz die Biographie des US-amerikanischen Musikers und Komponisten Philip Glass, fliegt einem gleich zu Beginn der Satz entgegen, dass er seines Erachtens kein Meister und noch weniger der Erfinder der Minimal Music sei. Bei so viel Bescheidenheit kann ich den Künstler nur sympathisch finden.

Uraufführung der 11. Symphonie von Philip Glass in Linz

Fest steht dennoch, dass er mit seinem vielfältigen Werk einer der einflussreichsten gegenwärtigen Komponisten ist, der zwischen den Genres springt und verschiedenste Einflüsse mischt. Seine erste Sinfonie geht etwa auf die Alben „Low“ und „Heroes“ von David Bowie und Brian Eno zurück. Einsteins Leben hat er gemeinsam mit Robert Wilson in eine Oper verpackt und auch literarische Werke kommen als kreativer Einfluss nicht zu kurz. Bekannt ist er für seinen Stil mit repetitiv-tranceartigen Klangmustern, der sich durch seine Kompositionen zieht. Der Anstoß dafür war die Begegnung mit dem indischen Sitar-Meister Ravi Shankar.
Bei der Melange an unterschiedlichen musikalischen Formen, denen er sich neben der klassischen Musik bisher zugewandt hat, ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass man, auch wenn man kein Klassik-Hörer ist, seine Musik schon mal im Ohr hatte. So ist seine Liste an vertonten Filmen ellenlang, darunter alte Klassiker wie der neu restaurierte Film „Dracula“ von 1931, moderne Klassiker wie „Die Truman Show“ oder der Blockbuster „Fantastic Four“ aus 2015.

Mit seinem langjährigen Freund und Weggefährten Dennis Russel Davis, Opernchef des Linzer Landestheaters und Chefdirigent des Bruckner Orchesters, führten die Wege von Glass auch nach Linz. Davis selbst stand bereits zuvor für die meisten Premieren von Glass‘ Sinfonien am Pult, was sich auch mit seiner Berufung nach Linz nicht ändern sollte. Die weltweite Uraufführung der 9. Sinfonie in Linz durch das Bruckner Orchester war 2012 ein voller Erfolg. Anfang dieses Jahres, zum 80ten Geburtstag von Glass, spielte das Linzer Orchester dann auch die Uraufführung der 11. Sinfonie in der New Yorker Carnegie Hall und wurde dafür hochgelobt.

Wer also 2016 das Live-Konzert von Philip Glass im Musiktheater verpasst hat, sollte sich unbedingt die österreichische Uraufführung der 11. Sinfonie in Linz ansehen, oder besser: anhören. Er selbst wird leider nicht anwesend sein. Aber wer kennt schon derzeit das Stück besser als das Bruckner Orchester unter der Leitung von Dennis Russel Davis. Vor der Uraufführung in der Carnegie Hall sagte der Meister, der keiner sein will, bei einer Pressekonferenz über das Linzer Ensemble höchstpersönlich, dass ihn mit dem Klangkörper [Anm.:  eine andere Bezeichnung für Orchester] eine Wärme verbinde, die außergewöhnlich sei.
Na, wenn das kein Grund ist hinzugehen!

 

Gastbeitrag von Alexander Wöran

Brucknerhaus Linz

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