Eigentlich war ich zu müde für die Festivaleröffnung, wollte aber dennoch unbedingt hingehen. Worüber ich dann sehr, sehr froh war. Denn die gute Laune, die freudige Aufgeregtheit aller Beteiligten, die vielen interessierten Menschen und diese quirlige Lebendigkeit waren absolut ansteckend. Ein Festival hat immer eine ganz eigene Atmosphäre, wie ich finde. Was mir noch gar nie so richtig bewusst war: In Linz folgt quasi ein Festival dem nächsten. Und wenn ich mich richtig informiert habe, ist das Nextcomic das erste im Jahr und eröffnet somit den Linzer Festival-Reigen.

Das Nextcomic-Festival steht jedes Jahr unter einem anderen Motto und beschäftigt sich heuer mit der Bewältigung von Krisen: „Was macht dich stark? Mit Comics Resilienz entwickeln.“ Da hat es einige Geschichten gegeben, die mich sehr berührt haben, vor allem die autobiografischen. Alle, die bisher geglaubt haben, Comics seien einfach nur leichte Unterhaltungsliteratur, werden ganz schnell vom Gegenteil überzeugt, nämlich dass Comics sehr ernst und tiefgehend sein können, ja, sogar tragisch. Generell hat mich der Comic-Markt dann zu interessieren begonnen und so habe ich gelesen, dass Comics und Mangas insgesamt schon zwischen 9 und 10 % Marktanteil in der Belletristik ausmachen. Das hat mich sehr verwundert. Ich bin aber auch nicht die klassische Comic-Leserin. Wenn ich mal von den Kinder-Comics absehe, habe ich mir erst zwei Comic-Bücher gekauft. Vor vielen Jahren „Maus“ von Art Spiegelmann. Ein Kultbuch, das die Geschichte eines Ausschwitz-Überlebenden erzählt. Und nun eines, das am Festival ausgestellt wird: die Graphic Novel „F22.0“ von Regina Hofer und Leopold Maurer, in der Regina Maurer sehr heftig und anschaulich ihre eigene Geschichte erzählt, die einer „wahnhaften Störung“, wie die Diagnose F22.0 im Fachjargon heißt.

Was ich auch nicht wusste: Das Nextcomic-Festival ist eines der wichtigsten deutschsprachigen Comic-Festivals. Find ich schon beeindruckend! 33 Ausstellungen, über 200 Künstler*innen, mehrere Standorte in Linz und zwei Außenstellen in Traun und Steyr. Nicht minder beeindruckend ist übrigens das Rahmenprogramm, das während der neun Tage Festivaldauer sicher nicht nur Comicfans anzieht: Vorträge, Führungen, Lesungen, Workshops, Konzerte, Signierstunden und das ComPowerment-Symposium. Hier geht’s zu den aktuellen Terminen. Einige Ausstellungen sind auch noch nach Festivalende zu besichtigen, etwa „Heroine* der Kunstgeschichten“ von Cimi Czimek oder die Gruppenausstellung der Kunstschaffenden zum Thema „Resilienz“.

Vielleicht komme ich in dieser Woche noch einmal dazu, Festivalluft zu schnuppern und am Büchertisch zu stöbern. Wenn nicht, gibt es bald die nächste Gelegenheit für Festivalstimmung: 

29. April – 4. Mai: Crossing Europe Filmfestival

1. – 4. Mai: Festival 4020 – Stadtklänge

30. – 31. Mai: Streamfestival

3. – 14. Juni: das theaterfestivl für junge Publikum „Schäxpir“

17. – 19. Juli: Pflasterspektakel

3. – 7. September: Ars Electronica Festival

4. September – 11. Oktober: Internationales Brucknerfest Linz