VISIT LINZ
09.11.2017

Von Linz nach Texas in die voestalpine Stahlwelt

Im Raum mit dem Titel „Stahlerzeugung“ stehen drei Multimediadecks. Mit „Mischen Sie mit!“ werde ich aufgefordert, bei der Roheisen-, Stahl- und Edelstahlerzeugung mitzuhelfen und Werkstoffe im richtigen Verhältnis zu berechnen. Ich lerne chemische Elemente kennen, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt, wie zum Beispiel Molybdän. Molybdän ist ein Legierungselement zur Steigerung von Festigkeit, Korrosions- und Hitzebeständigkeit.

„Leider haben Sie die Mengen von Erz und Koks falsch eingestellt. Für eine Tonne Roheisen werden 1600 Kilogramm Erz und 450 Kilogramm Koks benötigt.“ Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der Computer in der voestalpine Stahlwelt die Regie und korrigiert meine falschen Zahleneingaben. Fasziniert sehe ich zu, wie sich die beiden Werkstoffe im virtuellen Hochofen vermengen. Von unten wird Heißwind in den Ofen eingeblasen, der mit dem Koks reagiert. Reduktionsgase entstehen. Das Endergebnis: eine Tonne Roheisen.

Ein silbrig glänzender Schutzanzug ist ebenfalls ausgestellt. Der Anzug schützt den Hochofenarbeiter vor der Strahlungshitze des Roheisens. Trotzdem sieht das Teil eher ungemütlich und schwerfällig aus. Da ich mir den Ausstellungsraum in der Stahlwelt im Moment mit einer Gruppe teile, lausche ich den Ausführungen des Guides: „Sie wollen wissen, wie es ist, in diesem Anzug zu arbeiten? Ziehen sie ihn an, gehen sie in die Sauna und machen sie dort Turnübungen“. Nein, danke! Aber ich bin froh, dass es Arbeiter gibt, die die anstrengende Arbeit am Hochofen übernehmen und für ein Produkt sorgen, dass aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist.

80 verchromte Kugeln mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 Meter schweben in einem Raum
Gudrun Krinzinger

Ich finde es sehr spannend, wie die Abläufe in einem Stahlwerk funktionieren, doch gleichzeitig bin ich  vom Ausstellungsgebäude der voestalpine Stahlwelt beeindruckt. 80 verchromte Kugeln mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 Meter schweben in einem Raum, der einem Stahlwerk-Tiegel nachempfunden ist. Die Kugeln sind teilweise angeschnitten, in ihnen verbergen sich Monitore mit vielen Informationen. In einem der oberen Stockwerke kann ich sogar in den Kugeln Platz nehmen. Ich erfahre von besonderen Erfolgsgeschichten der voestalpine und von einzigartigen Produkten, die in aufwendigen Herstellungsprozessen entwickelt wurden.

Die Firmenstandorte der voest sind auf fast allen Kontinenten vertreten, nur die Antarktis wartet noch. Besonders stolz ist der Konzern auf das in Texas eröffnete HBI-Werk. HBI ist die Abkürzung für Hot Briquetted Iron, auf Deutsch heißt der „Klumpen“ Eisenschwamm-Brikett. Eine Betriebsbesichtigung im 9184 Kilometer entfernten Werk scheint eher schwierig, nicht jedoch für die Besucher der Stahlwelt. Mithilfe einer Virtual-Reality-Brille schwebe ich über die imposante Industrieanlage in Texas. Der imaginäre Flug ist auch mein Abschluss in dem einzigartigen Museum in Linz, für das man gut und gerne zwei Stunden einplanen sollte.

Gastbeitrag von Gudrun Krinzinger

voestalpine Stahlwelt

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